Zusammenfassung
Die Modernisierung Sozialer Arbeit im Kontext der neoliberalistischen Globalisierung kann als einer von drei gegenwärtigen Diskursen in der Sozialen Arbeit beobachtet werden (vgl. Pfeifer-Schaupp (2007). Mit Modernisierung werden Anpassungen an einen (neuen) Zeitgeist umschrieben. Allerdings pflegt der so genannte Zeitgeist herrschaftsgeleiteten Interessen zu folgen, worauf die oben zitierte Aussage von Goethe hinweist. Die Interessegeleitetheit ist ein relevanter Faktor, den die herrschenden (!) Modernisierungstheorien weniger im Blick haben, weil deren Perspektiven sich auf „moderne“ in Relation zu traditionellen Gesellschaften richten und auf der Vorstellung beruhen, Modernisierungen bestünden in zielgerichteten Entwicklungen mit positiven Effekten für die Gesellschaft (Weber, Parsons, Beck). Die Modernisierung im Neoliberalismus hingegen folgt einer „von Grund auf ungesellschaftlichen und geschichtsvergessenen ,Theorie‛, die … über die Mittel (verfügt), sich wahr zu machen … “, deren Diskurs „nicht wie alle anderen, … vielmehr dem psychiatrischen Diskurs in der Anstalt“ gleicht und dessen Programm in „der planmäßigen Zerstörung der Kollektive“ besteht (Bourdieu 1998, S. 110; Hervorhebungen im Original). Aus dem neoliberalistischen Programm wurde das New Public Management abgeleitet, dessen Konsequenzen für Soziale Arbeit Pfeifer-Schaupp (2007, S. 273 f.) in zehn Prinzipien zusammenfasst, unter denen hier vor allem Effizienz- und Kostensenkungsdruck, plurale Leistungsstrukturen und „outputorientierte Kundennähe“ hervorgehoben seien. Inhaltlich bedeute dies, dass z.B. der Emanzipationskurs der 70er Jahre einem „Primat der Ökonomie“ gewichen sei (a.a.O., S. 275). Diese Analyse der Situation wird in der Profession wie in der Disziplin Sozialer Arbeit von vielen geteilt.
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Michel-Schwartze, B. (2010). Einleitung: „Modernisierungen“ methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit: sozialpolitischer Imperativ, Steuerungsprozesse, Wirkungen. In: Michel-Schwartze, B. (eds) „Modernisierungen“ methodischen Handelns in der Sozialen Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92588-2_1
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