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Ist Intersektionalität ein nützliches Konzept, um unzulässigen Verallgemeinerungen und stereotypen Schubladenbildungen in der Jugendforschung vorzubeugen?

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Transdisziplinäre Jugendforschung

Zusammenfassung

Ergebnisse von traditioneller Jugendforschung hinterließen oft den Eindruck, gültige und verbindliche Aussagen über die Jugendlichen zu formulieren. Die neuere Jugendforschung ist hier in aller Regel spezifischer, wenn auch nicht unbedingt in jedem Fall differenzierter geworden. In unterschied lichen Abstufungen vermittelt sie Aussagen in Bezug auf die Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder die männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder die männlichen Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund oder die männlichen Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund und Haupt-schulabschluss. Auch hier wird also verallgemeinert, auch wenn es sich um jeweils kleinere ‚Teilgrößen‘ handelt, wobei die Verallgemeinerungen zu solchen kleineren ‚Teilgrößen‘ insbesondere dann zu stereotypen Zuschreibungen und Festlegungen beitragen, wenn sich in den Ergebnissen Aussagen finden, die angesichts der vorherrschenden sozialen Repräsentationen über diese ‚Teilgröße‘, die dann meist als ‚Gruppe‘ vorgestellt wird, bereits erwartet wurden. Dabei fällt auf, dass nicht nur Untersuchungen, die mit quantitativen Methoden arbeiten, solche Zuschreibungen und Festlegungen unterstützen, sondern auch Untersuchungen, die auf qualitative Methoden zurückgreifen und ihre Ergebnisse etwa in der Form von Typenbildungen präsentieren, zu ähnlichen ‚Denkangeboten‘ und entsprechenden Schlussfolgerungen führen. Die individuellen Jugendlichen, die mit solchen Aussagen erfasst wer den sollen, erkennen sich darin häufig nicht wieder. Und auch Professionelle in pädagogischen Arbeitsfeldern lernen auf der Grundlage solcher Ergebnisse die individuellen Jugendlichen, mit denen sie zu haben, und die sozialen Kontexte, mit denen die Jugendlichen zu tun haben, kaum besser kennen. Im Gegenteil: Nicht selten werden solche verallgemeinernden Ergebnisse über konkrete Jugendliche gestülpt und behindern so zusätzlich die Wahrnehmung. Typologien oder Durchschnittswerte fungieren teilweise als Ersatz für eigenes genaues Hinsehen und Hinhören (vgl. hierzu Scherr 2000: 245). Dies ist eine unbefriedigende Situation, zumal wir weder als Forschende noch als Professionelle in pädagogischen Arbeitsfeldern ein Interesse an der Verbreitung und Verfestigung von stereotypen Zuschreibungen und Festlegungen haben sollten.

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Leiprecht, R. (2010). Ist Intersektionalität ein nützliches Konzept, um unzulässigen Verallgemeinerungen und stereotypen Schubladenbildungen in der Jugendforschung vorzubeugen?. In: Riegel, C., Scherr, A., Stauber, B. (eds) Transdisziplinäre Jugendforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92587-5_5

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