Zusammenfassung
Das Phänomen des Geheimnisses zog Simmel schon früh an. Meiner Meinung nach wurzelt die Faszination für das Geheimnis in seiner literarischen Arbeit, in seinen „Momentbildern“, und zwar vor allem in dem Bild des ‚Du‘, das dort entworfen wird. Das Mädchen aus dem zweiten „Märchen von erfüllten Wünschen“ ist ja nichts anderes, als eine Verkörperung des Geheimnisses. Aber unter den „Momentbildern“ befindet sich eine noch eindeutigere Spur für die Anziehungskraft dieses Phänomens. Am 8.1.1900 erschien in der „Jugend“ Simmels Gedicht „Eine Sehnsucht“.274 Es ist formal korrekt, im Ganzen jedoch nicht besonders originell. Wenn man von ihm ausgeht, ist es verwunderlich, was Simmel als Essayist aus der Idee des Geheimnisses machte. In dem reimlosen, den antiken Hexameter nachahmenden Gedicht spielt der Wechsel von Tag und Nacht eine zentrale Rolle. Der Tag und die Sonne symbolisieren die Erkenntnis, welche die Rätsel der Welt enthüllt. Die Nacht und die Finsternis stellen demgegenüber eine der Natur entlehnte Metapher dar, die „ein Tiefstes der Seele, ein Dunkelstes“ ausspricht.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Tokarzewska, M. (2010). Das Geheimnis-Kapitel aus der „Soziologie“ als Beispiel der Textmontage in Simmels wissenschaftlichen Schriften. In: Der feste Grund des Unberechenbaren. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92568-4_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92568-4_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17317-7
Online ISBN: 978-3-531-92568-4
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