Zusammenfassung
Wie alle gesellschaftlichen Strukturgefüge sind auch politische Ordnungsformen keine Naturtatsachen. Sie sind vielmehr höchst störanfällige Hervorbringungen sozialen Handelns. Ihre Erzeugung und Stabilisierung beginnt mit Situationsdefinitionen, die wechselseitig zusammenpassen, und setzt sich fort in Handlungsmustern, die sinnhaft aufeinander bezogen sind. Stabilisieren sich solche Handlungsmuster, dann entstehen Rollen und Rollenstrukturen; und werden deren Ordnungsprinzipien und Geltungsansprüche auch noch symbolisch zum Ausdruck gebracht und so in emotionale Tiefenschichten innerer Bindung eingetragen, dann werden soziale Ordnungsarrangements zu überaus stabilen Institutionen. Diese können dann sogar die Lebensspannen jener Menschen überdauern, die in ihr Wirkungsfeld geraten, von ihnen sozialisiert werden, sie tragen und eines Tages wieder verlassen (vgl. Patzelt 2007). Institutionen als soziale und politische Tatsachen wirken also nur auf jenen stabil, der diese immer wieder neu erforderlichen Konstitutions- und Stabilisierungsprozesse ausblendet oder ihr Gelingen – ganz kontrafaktisch – für selbstverständlich hält. Fragt man aber danach, was der Hervorbringung und Aufrechterhaltung etwa politischer Ordnung konkret zugrunde liegt, so geraten die handlungsleitend benutzten Wissensbestände und Deutungsroutinen, die als selbstverständlich behandelten Praxen und Werturteile ins Blickfeld, kurzum: ihre soziomoralischen Grundlagen.
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Literatur
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Patzelt, W.J. (2010). Soziomoralische Grundlagen und politisches Wissen in einer Demokratie. In: Lange, D., Himmelmann, G. (eds) Demokratiedidaktik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92534-9_4
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