Zusammenfassung
Der Politiker "ist zugleich Hauptdarsteller und Regisseur seiner Kampagne", er ist "das wichtigste Angebot seiner Partei an die Wähler", schreibt Wahlkampfprofi Peter Radunski 1981 (S. 31) in einem Beitrag über neuen Strategien der Wahlkampfführung in den achtziger Jahren. Als "Hauptdarsteller" verkörpern Kandidaten einen zwar auch damals nicht neuen, aber, wie Radunski ausführt, neuartigen Trend zur Personalisierung; als Regisseur bringt der Kandidat diejenigen Wahlkampftechniken zum Einsatz, die notwendig sind, um den Herausforderungen zu begegnen, die sich insbesondere dadurch stellen, dass das Fernsehen zum wichtigsten Medium der Kampagne geworden ist (vgl. auch Radunski, 1986). Radunski, der auch der Amerikanisierung deutscher Wahlkämpfe das Wort redete (1999, S. 33), hat sich für seine Kampagnenberatung viel aus den USA abgeguckt, wo sich die Kandidatenzentrierung aus dem politischen bzw. dem Wahlsystem ergibt. Nicht erst seitdem ist aber auch in der deutschen Politik die Rede von Personalisierung gängig, wenn auch nicht immer mit einem so positiven Ton, wie er bei Radunski mitschwingt (vgl. auch Holtz-Bacha, 2003). In Anlehnung an entsprechende Marketingkonzepte ist seit einiger Zeit gar der Markenwert von Politikern in die Diskussion gekommen (vgl. Schneider, 2004).
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Holtz-Bacha, C., Lessinger, EM. (2010). Auge in Auge mit Kandidatinnen und Kandidaten. Emotionale Reaktionen auf Politikerplakate. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die Massenmedien im Wahlkampf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92509-7_6
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