Zusammenfassung
Als spannungsloses "Duett" (Kilz, 2009; Lau, 2009) wurde das Fernsehduell zwischen Kanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler und Außenminister Frank-Walter Steinmeier im Wahlkampf 2009 von Kritikern gegeißelt. Und auch bei den Zuschauern stieß das Streitgespräch der beiden Kandidaten für die Kanzlerschaft auf ein nur verhaltenes Echo: Während die Einschaltquote des Duells Merkel vs. Schröder im Jahr 2005 fast 21 Millionen Zuschauer fand, konnten sich nur etwas mehr als 14 Millionen im Jahr 2009 für das auf den Sendern ARD, ZDF, RTL, Sat.1 und Phoenix parallel ausgestrahlte Duell erwärmen (Maue Quote, 2009). Die "maue Quote" (Maute Quote, 2009) war allerdings ein Ergebnis mit Ansage: Als Spitzenvertreter der Koalitionsparteien CDU und SPD standen Merkel und Steinmeier vor dem Problem, sich vom politischen Partner abzugrenzen, ohne die eigene Arbeit der vergangenen vier Jahre in ein negatives Licht zu rücken. Die Schwierigkeit, nicht aggressiv gegen den Gesprächspartner vorgehen zu können, war bereits im Vorfeld der Sendung diskutiert worden, und so wunderte es auch nicht, dass Kommentare von einem Duell "Steinmerkel gegen Merkelmeier" (Grimberg, 2009) sprachen. Die Bewertung als langweiliges Gespräch kaum noch unterscheidbarer Spitzenpolitiker einer großen Koalition passte in das politische Klima, diese Koalition als ‘verbraucht’ und ‘konzeptlos’ zu markieren.
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Literatur
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Tapper, C., Quandt, T. (2010). "Ich beantworte die Fragen so, wie ich mir das vorgenommen habe…". Eine dialoganalytische Untersuchung des Fernseh-Duells im Wahlkampf 2009. In: Holtz-Bacha, C. (eds) Die Massenmedien im Wahlkampf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92509-7_11
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