Zusammenfassung
Biologische Phänomene und die mit ihnen befassten Biowissenschaften sind allgegenwärtig. Ihre Präsenz erstreckt sich von der Phänomenalität unserer körperlichen Existenz (vgl. Brenner 2005) über die Anwendungen biologischen Wissens in der Nahrungsproduktion, in der Medizin oder im Ingenieurswesen (vgl. Kloppenburg 1990; Badura-Lotter 2005) bis zu dem Einfluss der Biologie auf unser Selbst-und Weltverständnis (vgl. Engels 1999). Welchen starken Eindruck biologische Erklärungen und Technologien hinterlassen, zeigt sich in zahlreichen Zukunftsvisionen, in denen gegenwärtige Forschungstrends aufgegriffen, extrapoliert und zu oft bedrohlichen Darstellungen biotechnologischen Fortschritts verarbeitet werden. So begegnet einem die Biologie in literarischen Szenarien über das Missbrauchspotential genetischer Manipulationen („Die Möglichkeit einer Insel“ von Michel Houellebecq 2005), im Diskurs der bildenden Kunst über das Verhältnis zwischen Natur und Technik (vgl. Stelarc 1996) oder in cineastischen Dramen, in denen unsichtbare Mikroorganismen die Zukunft der Menschheit bedrohen („Outbreak – Lautlose Killer“ von Wolfgang Petersen 1995). Die Biologie ist – wenn sie uns in die Natur zieht oder Bürgerinitiativen für den Umwelt-und Artenschutz mobilisiert – auf der Phänomenebene faszinierend und ein wertvolles Gut, in der Medizin ist sie ein Hoffnungsträger; und da, wo sie auf molekularer Ebene erklärt und neue Technologien inspiriert, wird ihr ein Potential zugesprochen, das unser Leben radikal verändern kann. Aufgrund dieser herausragenden Rolle im Chor der Natur-und Sozialwissenschaften ist seit geraumer Zeit das geflügelte Wort einer „Jahrhundertwissenschaft Biologie“ zu hören (Präve 1992; Sitte 1999). In dieser Rolle wird die Biologie nach Meinung vieler Autoren von der Physik beerbt, die lange Zeit als paradigmatische Naturwissenschaft die wissenschaftsphilosophische und wissenschaftsethische Diskussion prägte.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Dittmer, A. (2010). Einleitung: Die Frage nach dem Bildungswert der Wissenschaftsphilosophie für die akademische Biologielehrerbildung. In: Nachdenken über Biologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92502-8_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92502-8_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17396-2
Online ISBN: 978-3-531-92502-8
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