Zusammenfassung
Die seit den 1970er Jahren dauernde Umweltkrise kommt scheinbar nicht an ein Ende. Zwar wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder eine Abnahme ihrer Relevanz diagnostiziert, zumindest in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung. Diese sei spätestens seit Beginn des Jahrtausends durch andere Handlungsfelder wie Terrorbekämpfung, Massenarbeitslosigkeit oder Wirtschaftskrise so in Anspruch genommen, dass für sie nur wenig von der knappen Ressource ‚Aufmerksamkeit‘ verbleibe. Dennoch ist die Umweltkrise prominent in die öffentliche Diskussion zurückgelangt, in den letzten Jahren vor allem im Kontext des Klimawandels. Damit kehren jedes Mal auch bestimmte Kommunikationsmuster und Metaphern wieder, wie etwa die auf 5 vor 12 stehende Uhr, die zum raschen Handeln in der Klimafrage anhalten soll, die Rede von dem einen Boot, in dem wir alle sitzen, die Warnung vor nationalen Alleingängen, die Beteuerung, dass umweltpolitisches Handeln der Wirtschaft nicht schade, sondern nütze, die Rede von der Weltrettung – und eben auch die Moralisierung des umweltrelevanten Handelns der Individuen, verbunden mit der Aufforderung, dieses in ökologischer Absicht zu ändern (so jüngst Leggewie/Welzer 2009). Wenn auch Sloterdijk (2009) überwiegend anderes im Auge hat als die Umweltkrise, kann doch der Titel seines aktuellen Buches für die Appelle an die Individuen als paradigmatisch auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Thematik der Ökologie genommen werden: „Du musst Dein Leben ändern“.
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Grunwald, A. (2010). Die Ökologie der Individuen. Erwartungen an individuelles Umwelthandeln. In: Büscher, C., Japp, K.P. (eds) Ökologische Aufklärung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92425-0_9
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