Zusammenfassung
Für viele WissenschaftlerInnen ist der Begriff Populärwissenschaft ein Schimpfwort. Zu Recht. Wer sich durch Studium und eigene Forschung in einem bestimmten Feld auskennt und sich dann „Experten“-Interviews, Magazin-Artikel oder TVSendungen zum Thema ansieht, wird sich in 90 % der Fälle nach einigen Minuten enttäuscht oder gar wütend abwenden. Das liegt daran, dass Populärwissenschaft heute eben nicht mehr die Vermittlung und Verbreitung von Wissenschaft oder wissenschaftlichen Erkenntnissen meint, sondern ein eigenes, gesondertes Feld darstellt. Ein echter Populärwissenschaftler/Eine echte Populärwissenschaftlerin ist in erster Linie populär und erst in zweiter oder gar dritter Linie WissenschaftlerIn. Die Kompetenz liegt vor allem darin, Wissen öffentlichkeitswirksam, TV-gerecht oder Radio-konform aufzubereiten – er oder sie hat häufig aber kaum eigene Sachkompetenz. Denn auch medienpräsente „ExpertInnen“ mit eigenem Lehrstuhl oder zumindest akademischer Stelle werden zu einem bestimmten Thema weniger aufgrund ihrer Sachkompetenz immer wieder gefragt, sondern aufgrund ihrer Medienkompetenz, weshalb nicht wenige WissenschaftlerInnen durch zu viel Zeitungs- oder TV-Präsenz in der wissenschaftlichen Community nicht mehr recht ernst genommen werden. Zugleich bleiben die JournalistInnen aber bei ihrem gewohnten Habitus, diese Personen – trotz allem Interesse an ihrer Meinung – als etwas obskure, weltfremde ExpertInnen mit Spezialwissen zu behandeln. Bisweilen kann daraus die tragische Existenz eines allseits bekannten, aber von niemandem mehr wirklich respektierten Kommentators werden.
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Literatur
Daum, Andreas W. (2002): Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert. Bürgerliche Kultur, naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Öffentlichkeit, 1848–1914. 2. Auflage. München: Oldenbourg
Ergänzende Literatur
Luhmann, Niklas (2009): Die Realität der Massenmedien. 4. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Niederhauser, Jürg (1997): Das Schreiben populärwissenschaftlicher Texte als Transfer wissenschaftlicher Texte. In: Jakobs, Eva-Maria/Knorr, Dagmar (Hrsg.): Schreiben in den Wissenschaften. Frankfurt a. M. et al.: Peter Lang: 107–122
Rüskamp, Wulf (2008): Journalistisches Schreiben. In: Nünning, Vera (Hrsg.): Schlüsselkompetenzen. Qualifikationen für Studium und Beruf. Stuttgart et al.: Metzler: 247–262
Trepte, Sabine/Burkhardt, Steffen/Weidner, Wiebke (2008): Wissenschaft in den Medien präsentieren. Ein Ratgeber für die Scientific Community. Frankfurt a. M.: Campus
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Geulen, C. (2010). An alle! Über populärwissenschaftliche Texte. In: Ruhl, K., Mahrt, N., Töbel, J. (eds) Publizieren während der Promotion. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92386-4_14
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17178-4
Online ISBN: 978-3-531-92386-4
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