Zusammenfassung
Seit der Ausbreitung des Islam über den Vorderen Orient bildet seine Darstellung ein wesentliches Teilgebiet der Orient-Bilder. Die islamische Religion hat sich somit zu einer unverzichtbaren Komponente im Diskurs über den Orient3 entwickelt wie die Sprache, die Literatur und die Politik. 4 Im November 2007 erschien ein aus einer Bielefelder Tagung hervorgegangener Sammelband mit dem Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit den islamischen und nichtislamischen Kulturen des Orients. Der Herausgeber betrachtet die „Voraussetzungen eines Dialogs” in der „Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Religion und Kultur” (Bogdal 2007: 7); anderenfalls bildeten sich klischeehafte Wahrnehmungen, setzte man die Entwicklung unterschiedlicher Kulturräume des Orients mit der des Islam gleich. Konfliktreicher werde eine nur religiös geprägte Auseinandersetzung mit den orientalischen Kulturen auch deshalb, weil die ersten Kulturkontakte zwischen Orient und Okzident unter „ungünstigen Bedingungen der Kreuzzüge” stattgefunden haben (Bogdal 2007: 8). Zu solchen „ungünstigen Bedingungen” muss man aber auch die so genannten Türkenkriege zählen, die die Basis zur Darstellung eines abendländischen Türken-Bildes, eingehüllt in ein islamisches Feindbildkonstrukt, bildeten (Calikbasi 2004: 105). So treffend Bogdals Hinweis auf religiöse Feindbilder sein mag, so fraglich scheint seine Bemerkung dazu, ob eine solche strikte Trennung – zumindest in den seit dem 10. Jahrhundert andauernden kulturhistorischen Studien – überhaupt möglich ist. In Anbetracht der Problematik in dem gegenwärtigen Dialog zwischen Okzident und Orient, aber auch zwischen Vertretern eines und desselben Kulturraums, fällt es uns doch schwer, eine Trennlinie zwischen Religion und Kultur zu ziehen, zumal die Religion in einen kulturellen Kontext gehört und mitunter eine Reihe von öffentlich-gesellschaftlichen Konflikten verursacht. 5 Außerdem sind religiöse Texte ein Bestandteil der Literatur und somit auch der Kultur.
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Literatur
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Tafazoli, H. (2010). „Sie meinen, die Christen hätten einen falschen Glauben […].”1 . In: Schneiders, T.G. (eds) Islamfeindlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92385-7_6
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