Zusammenfassung
In Bezug auf die Lebensphase Alter und Alternsprozesse wurden Peers bzw. das Vorhandensein von Peer Groups noch überhaupt nicht entdeckt und thematisiert, vor allem auch nicht im Hinblick auf ihre mögliche Relevanz für gelingende Alternsprozesse. Aus gesellschaftlicher Sicht verwundert diese eingeschränkte Perspektive nicht, denn die Lebensphase „Alter“ und der Alternsprozess werden, trotz all der Chancen für das dritte Lebensalter1, doch wieder defizitär eingeordnet mit Blick auf das vierte Lebensalter und dem höheren Risiko hilfe- und pflegebedürftig zu werden. Mit einsetzender Hilfe- und Pflegebedürftigkeit nimmt die Angewiesenheit und Abhängigkeit von anderen Menschen zu und damit verbunden die Hilfepotenziale, die in den Beziehungen verborgen liegen. Alte Menschen werden überwiegend als Empfänger von Hilfe und Betreuung dargestellt und eher seltener werden jene Unterstützungsleistungen in den Blick genommen, die von älteren Menschen innerhalb der Familie oder ihren sozialen Netzen erbracht werden (vgl. Atias-Donfut 2000 zit.n. BMFSFJ 2005). Die bestehenden Bindungen und Sozialbeziehungen, die Ältere vorweisen können, wie z.B. Familie, Freunde, Nachbarn, werden somit überwiegend als Potenzial möglicher Hilfe- und Pflegeleistungen eingeschätzt und eher nicht in der Perspektive von HilfeempfängerInnen, LebensbegleiterInnen, Sozialisations- oder gar Bildungsinstanzen für Alternsprozesse. Dabei birgt die Altersphase einige Herausforderungen und Weiterentwicklungschancen, die ein Mensch allein nicht bewältigen sollte, denn er benötigt Auseinandersetzungsmöglichkeiten und Unterstützung für den Übergang in den Ruhestand, für den evtl. Verlust des Lebenspartners, die Überlegung, in eine alternative Wohnform zu ziehen, in die Nähe der Kinder oder beim Eintritt ins Pflegeheim, beim schleichenden Verlust des Netzwerks, wenn Geschwister, Freunde oder Nachbarn nach und nach sterben etc. Die folgende Bekanntschaftsanzeige aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ aus dem Jahr 2007 ist der Ruf eines alten Mannes nach einer Gefährtin und im Fokus dieses Beitrages vielleicht doch auch als Suche nach einem Peer zu bewerten, der mit ihm das Alter bewältigt und gestaltet.
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Meyer, C. (2010). Die Bedeutung von Peerbeziehungen im Alter – Freundschaften im Alter und ihr Einfluss auf Alternsprozesse. In: Harring, M., Böhm-Kasper, O., Rohlfs, C., Palentien, C. (eds) Freundschaften, Cliquen und Jugendkulturen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92315-4_9
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