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Die bürgerliche Frauenbewegung und die Entwicklung der sozialen Arbeit zum Beruf – Ein Überblick

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Gendered Profession

Zusammenfassung

Der Beitrag der bürgerlichen Frauenbewegung zur Entwicklung der sozialen Arbeit zum Beruf ist Gegenstand der folgenden Ausführungen. Dabei zeichne ich die Entwicklung der „alten“ Frauenbewegung von den Anfängen zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre nach und konzentriere mich dabei auf die Aspekte, die für die Herausbildung der Sozialen Arbeit als Beruf wichtig waren. Soziale Arbeit, soviel zur begrifflichen Vorklärung, ist als personenbezogene, fachlich qualifizierte und beruflich ausgeführte Intervention mit fürsorglicher Intention zu verstehen, die sozialpolitisch reguliert und im System der sozialen Sicherung verankert und in erster Linie im Bereich Soziale Fürsorge (Wohlfahrtspflege, Soziale Hilfe) angesiedelt ist. Sie bearbeitet soziale Probleme und fördert bzw. erhält dabei soziale Integration bzw. wirkt sozialer Desintegration entgegen. Oder, systemtheoretisch gesprochen, sie dient der Exklusionsvermeidung, Inklusionsvermittlung und Exklusionsverwaltung. Soziale Arbeit hat sich aus zwei Traditionssträngen entwickelt und wurde in Theorie und Praxis maßgeblich durch vier bzw. fünf soziale Bewegungen geprägt. Der eine Strang ist die Sozialpädagogik, die in den Erziehungswissenschaften wurzelt. Sie wurde maßgeblich durch die Jugendbewegung in der Wilhelminischen Epoche beeinflusst und nach der Jahrhundertwende in Theorie und Praxis weiterentwickelt durch das, was wir heute als Reformpädagogik bezeichnen. Der andere Strang ist die Sozialarbeit, die in der neuzeitlichen Armenfürsorge wurzelt. Die Sozialarbeit fand ihre spezifische Ausformung durch drei bzw. vier soziale Bewegungen, die ebenfalls im frühen 19. Jahrhundert ihren Ausgangspunkt fanden:

  1. a.

    die bürgerliche Sozialreform;

  2. b.

    konfessionelle Bewegungen. Der Plural erscheint hier angebracht: die katholische Erneuerungsbewegung und die evangelische (neupietistische) Erweckungsbewegung, die beide versuchten, den durch Aufklärung und Säkularisierung verloren gegangenen gesellschaftlichen Einfluss des organisierten Christentums wiederzugewinnen und last but not least

  3. c.

    die bürgerliche Frauenbewegung (vgl. Hammerschmidt/Tennstedt 2002 und Aner/Hammerschmidt 2010).

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Hammerschmidt, P. (2010). Die bürgerliche Frauenbewegung und die Entwicklung der sozialen Arbeit zum Beruf – Ein Überblick. In: Engelfried, C., Voigt-Kehlenbeck, C. (eds) Gendered Profession. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92303-1_2

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