Zusammenfassung
Wie schnell Kompetenzbegriffe angelegt werden können, wurde mir unlängst bei einer Rückschau auf eines meiner Forschungsvorhaben deutlich. Ich habe mich bislang für einen kritischen Geist in den scheinbar inflationären Debatten und Wortschöpfungen unterschiedlicher Kompetenzbegrifflichkeiten gehalten, bis ich feststellen musste oder durfte, dass sich auch meine Sprache diesen hülsenartig, technisch und ökonomisch aufgeladenen Argumentationsketten wohl nur schwer entziehen kann. Krautz stellt in diesem Zusammenhang fest, dass der Kompetenz-Begriff in den letzten Jahren einen so schnellen und weit reichenden Wandel zeigt, der kaum noch auf seine Bedeutungsgehalte rekonstruierbar sei, den bisherigen Bildungsbegrifflichkeiten zu einem innovativen Schmuck verhelfen solle und im Gegensatz zu bisherigen Bildungsvorstellungen einen Messbarkeitsanspruch habe (vgl. Krautz 2009, S. 88ff). In aktuellen Debatten zeigt sich eine auf Leistungsparameter reduzierte Diskussion von Kompetenzzuschreibungen, die mittels Bildungsstandards ihre Rahmungen findet. Die Begrifflichkeiten zeigen sich hierbei gleichsam als subsumtionslogische Platzhalter, jenseits sozialanthropologischer und intersubjektiver, pädagogischer Rekonstruktionsleistungen, denen ich mich eigentlich prinzipiell erkenntnistheoretisch zuordne. Bevor ich nun aber endgültig in eine selbstzweifelnde Verwunderung eintauche, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mein Verständnis von Erziehungs- und Bildungsprozessen von Kindern in schwierigen Lebenslagen noch einmal an dieser Stelle zu schärfen und mich dabei der Strukturen der Kompetenzbegriffe und Bildungsstandards neu zu vergewissern. Im Zentrum meiner Betrachtung stehen hierbei institutionalisierte Erziehungs- und Bildungsprozesse von Kindern aus deprivierenden Strukturen, denen mittels autonomiefördernder Prozesse Anerkennung, Integrität und letztlich Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglicht werden sollen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bäuml-Roßnagl, M.-A. (2008): DIALOG ALS BASIS DES WELTVERSTEHENS – Philosophisch-anthropologische und soziologische Orientierung. Abstract zur Internationalen wissenschaftlichen Konferenz in Moskau zum Thema „Welt-Sprache-Mensch“ am 27. – 29.3.2008.
Bäuml-Roßnagl, M.-A. (2007): LEHRERBILDUNG: ‘SCHÖN’ UND ‘GUT’? Grundsätzliche Fragen nach dem Stellenwert der ethischen und ästhetischen Dimensionen in Bildungsprozessen. Einige Ergebnisse zum lebendigen Diskurs des Forschungsmeetings vom 26. Mai 2007 zu Fragen nach dem Stellenwert von Ethik und Ästhetik in aktuellen Bildungsprozessen.
Bäuml-Roßnagl, M.-A. (2005): Bildungsparameter aus soziologischer Perspektive. Hamburg: Books on Demand.
Bäuml-Roßnagl, M.-A. (2003): Bildung für Morgen. In: PROBLEME DER MODERNEN SPRACHBILDUNG. Materialien der internationalen wissenschaftlichen Konferenz vom 27. – 29. März 2003, Band II. Durchgeführt vom: Ministerium für Bildung der Russischen Föderation. Staatliche pädagogische Universität Vladimir. Internationale Wissenschaftsakademie für pädagogische Bildung. Fakultät für Fremdsprachen.
Bäuml-Roßnagl, M.-A. (2002): Qualitäten des Menschlichen als Faktoren von Schulqualität. Vortrag im Rahmen der MLLV Münchner Fachtagung am 27.04.2002. Schulentwicklung durch Selbstentwicklung.
Bäuml-Roßnagl, M.-A. und Doktorandenteam Hochschulskript (2002a): „Pädagogisches Handeln aus ethischer Sicht“. Ergebnisse eines Doktorandenkolloquiums 2002 unter der Leitung von Prof. Dr. Maria-Anna Bäuml-Roßnagl zu MORIN 2001.
Bliemetsrieder, S. Th. (2007): Kinderarmut und krisenhafter Grundschulalltag. Sozioanalytische Fallrekonstruktionen als Orientierungshilfe für die Grundschulpädagogik und Soziale Arbeit/Sozialpädagogik. München: Herbert Utz Verlag.
Boban, I./Hinz, A. (Hrsg.) (2003): Index für Inklusion. Lernen und Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln. Halle-Wittenberg.
Böhnisch, L. (2005): Sozialpädagogik der Lebensalter. Eine Einführung. Weinheim und München: Juventa Verlag.
Goleman, D. (2004): Emotionale Intelligenz. 17. Auflage. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Greenspan, S. I. (1999): Die bedrohte Intelligenz: Die Bedeutung der Emotionen für unsere geistige Entwicklung. Deutschsprachige Ausgabe. München: C. Bertelsmann Verlag.
Hering, J./Lehman, P. (2001): Armut: Herausforderung für die Grundschule, Grundschule Heft 1, Januar 2001, S. 23-26.
Kegan, R. (1994): Die Entwicklungsstufen des Selbst. Fortschritte und Krisen im menschlichen Leben. 3. Auflage. München: Kindt Verlag.
Kraimer, K. (2009): Schule und Jugendhilfe. Sozialisationsagenturen in der Moderne zwischen Bürokratisierungs- und Bildungsansprüchen. WWW-Dokument URL http://www.klauskraimer.de/schule_und_jugendhilfe.pdf, letzter Aufruf vom 02.04.2009.
Krautz, J. (2009): Bildung als Anpassung? Das Kompetenz-Konzept im Kontext einer ökonomisierten Bildung. Fromm Forum 13/2009, S. 87–100.
Morin, E. (2001): Die sieben Fundamente des Wissens für ein Erziehung der Zukunft. Hamburg: Krämer Verlag.
Nida-Rümelin, J. (2005): Über menschliche Freiheit. Stuttgart: Reclam Verlag.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Bliemetsrieder, S. (2010). Aspekte einer menschenwürdigen Bildungskultur. In: Klein, R., Dungs, S. (eds) Standardisierung der Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92296-6_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92296-6_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16466-3
Online ISBN: 978-3-531-92296-6
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)