Zusammenfassung
Das Außergewöhnliche am Interaktionszusammenhang des »Weltereignisses Konzil« ist – im Unterschied zu anderen Situationen kirchlicher Leitungsformen, dass diese Sozialform für die beteiligten Akteure, also für die Teilnehmer vor Ort, aber auch sichtbar für das Weltpublikum, Erkenntnisformen bereithält, die über rein versprachlichte Rationalität hinausgehen und auf Kopräsenz basieren. Das Besondere an der Interaktion ist die Ermöglichung reflexiver Wahrnehmung. Im Gegensatz dazu wird, so André Kieserling, die traditionelle Auszeichnung des Denkens vor der Wahrnehmung unter anderem dadurch begründet, dass man meinte, nur der Denkprozess, nicht auch der Wahrnehmungsprozess könne reflexiv werden, indem er auf sich selbst oder auf einen anderen Prozess gleicher Art angewandt werde. Man konnte sich ein Denken des Denkens, nicht aber eine Wahrnehmung der Wahrnehmung vorstellen: »Nun gibt es aber durchaus eine Reflexivität auch des Wahrnehmens. Man muß sich nur die sozialen Situationen, nämlich Situationen mit mehr als einem Prozessor für Wahrnehmungen vorstellen, und schon sieht man, daß auch Wahrnehmung wahrgenommen werden kann, nämlich am anderen.« Reflexive Wahrnehmung beschreibt der Soziologe also als präkommunikative Sozialität, mit für die Interaktion folgenden Implikationen, dass »sie präkommunikative mit kommunikativer Sozialität kombiniert [&] Diese Kombination von präkommunikativer und kommunikativer Sozialität läßt sich für andere Sozialsysteme nicht oder wenn doch, dann nur durch Rückgriff auf Interaktion realisieren.«
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Nacke, S. (2010). Interaktion als »Ausnahmezustand«. In: Die Kirche der Weltgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92266-9_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92266-9_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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