Zusammenfassung
In der öffentlichen Diskussion über Mediensozialisation und die wissenschaftlichen Versuche, eine Mediensozialisationstheorie zu entwickeln, zeugen von einer Überbetonung der Medien und medialer Kommunikation in der Erziehungswissenschaft im Allgemeinen und der Medienpädagogik im Besonderen. Ihnen wird eine große Bedeutung im Prozess der Sozialisation zugeschrieben. Mediensozialisation wird ebenfalls prozesshaft gedacht und in die Phasen des Medienzugangs und Medienangebots (präkommunikativ), der Mediennutzung und -aneignung (kommunikativ) und der Medienkompetenz und -effekte (postkommunikativ) eingeteilt (Süss 2004: 274ff.). Zwar wird darauf hingewiesen, dass in verschiedenen Altersphasen die Bedeutung der Medien unterschiedlich groß ist – in der frühen Kindheit sind die Eltern wichtiger, in der mittleren Kindheit sind Eltern, Medien und Peers etwa gleich bedeutsam, im Jugendalter ist die Bedeutung der Peers erheblich größer als die der Medien (ebd.: 287), was die Jugendforscher Jürgen Barthelmes und Ekkehard Sander dazu veranlasst, dem Buch zu ihrer Studie über die Medien als Begleiter in der Pubertät und der Adoleszenz den Titel: „Erst die Freunde, dann die Medien“ zu geben (Barthelmes/Sander 2001).
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Mikos, L. (2010). Mediensozialisation als Irrweg – Zur Integration von medialer und sozialer Kommunikation aus der Sozialisationsperspektive. In: Hoffmann, D., Mikos, L. (eds) Mediensozialisationstheorien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2_3
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