Zusammenfassung
Die Konstrukte, die sich auf die Schule beziehen, sind Aussagen über die Wirklichkeit, die für wahr gehalten werden, weil sie plausibel erscheinen. Nichtsdestoweniger sind Konstrukte durch Interessen geprägt. Die Akteure, die ein bestimmtes Bild der Wirklichkeit verbreiten, beabsichtigen auch reale Veränderungen oder sind zumindest darauf bedacht, eine als bedrohlich angesehene Veränderung zu verhindern. Gerade im politischen Prozess ist das Konstrukt nicht nur der Versuch der Beschreibung, sondern auch der Formung. Normen und Institutionen legitimieren sich durch Wirklichkeitsbeschreibungen, die bereits intentionale Elemente beinhalten, also auf die Veränderung oder Erhaltung der gegebenen Zustände bezogen sind. Vor allem im Zuge des strategischen Handelns von Kollektiven werden Konstrukte entwickelt und verbreitet, die selbst wieder Gegenstand von Auseinandersetzungen sind, sodass Konflikte nicht nur auf der sozialen, sondern auch auf der ideologischen Ebene ausgetragen werden, ja beide Bereiche sich durchmischen. Der Zweck von Konstrukten, die einen sozialen Zustand beschreiben, besteht im politischen Kontext darin, Folgerungen für das Handeln hervorzubringen. Die Beschreibung und analytische Verdichtung des Ist-Zustandes im Konstrukt ist Bestandteil strategischen Handelns und wird an vermutlichen Reaktionen anderer, zum Beispiel an einer möglichen Solidarisierung von bislang Unbeteiligten oder der Schwächung von Kontrahenten ausgerichtet. Zwar sind auch – im Habermas'schen Sinn – Prozesse der rationalen Klärung möglich. Es soll nicht ausgeschlossen werden, dass die am öffentlichen Diskurs Beteiligten, den Vorstellungen einer deliberativen Demokratie entsprechend, Argumente austauschen, ohne ihre positionalen Standpunkte ins Spiel zu bringen. Jedoch lassen sich Akteure – bewusst oder unbewusst – auch dann noch von ihren Interessen leiten, wenn sie selbst überzeugt sind, sich am Gemeinwohl zu orientieren.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Plake, K. (2010). Konstruktbildungen im politischen Prozess. In: Schule als Konstrukt der Öffentlichkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92243-0_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92243-0_6
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Print ISBN: 978-3-531-17263-7
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