Zusammenfassung
Freiwilliges bzw. bürgerschaftliches Engagement hat in den letzten Jahren eine zunehmende politische sowie sozialwissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren. Diese Entwicklung begann bereits im Verlaufe der 1990er Jahre und setzte sich dann im neuen Jahrtausend vor allem mit dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Internationalen Jahr der Freiwilligen (IJF) 2001 und der Arbeit der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ fort. Eine Vielzahl von Studien weist darauf hin, dass die Beteiligung an freiwilligem Engagement sowohl einen erheblichen individuellen Nutzen für die beteiligten Personen als auch einen „gesellschaftlichen Mehrwert“ generiert. Danach wirkt sich die Beteiligung an freiwilligem bzw. bürgerschaftlichem Engagement förderlich auf das individuelle Wohlbefinden und die Gesundheit aus, fördert die Einbindung in soziale Beziehungsnetze und trägt zur (Weiter-)Entwicklung von sozialen und instrumentellen Fähigkeiten und Fertigkeiten bei. Die gesellschaftliche Relevanz des freiwilligen Engagements ergibt sich aus dessen Beitrag zur Sozialkapitalbildung. So sind Gesellschaften für ihren Zusammenhalt auf ein gewisses Maß an Vertrauen, Solidarität und Kooperationsbereitschaft angewiesen, was in der politikwissenschaftlichen Forschung als „Sozialkapital“ (Putnam 2000) bezeichnet wird. Bürgerinnen und Bürger, die sich freiwillig engagieren, festigen und bestätigen solche sozialen Orientierungen und Handlungsdispositionen und tragen insofern zur Erzeugung von Sozialkapital bei (Enquete-Kommission 2002: 77f.).
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Olk, T. (2010). Bürgerschaftliches Engagement im Lebenslauf. In: Naegele, G. (eds) Soziale Lebenslaufpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92214-0_25
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