Zusammenfassung
Die offizielle sowjetische Soziologie der Zeit des „reifen Sozialismus“ stritt keineswegs ab, dass sich in der UdSSR verschiedene soziale Makrogruppen ausmachen ließen (Kerblay 1983: 206; Churchward 1987: 26; Nove 1975/1979: 204). Die „vollkommene soziale Homogenität [polnaja social)naja odnorodnost)]“ war das Ziel der gesamten sowjetsozialistischen Gesellschaftstransformation und sollte erst mit dem Übergang zum „Kommunismus“ erreicht werden. Michail N. Rutkevič, einer der führenden Gesellschaftswissenschaftler der 1970er und 1980er Jahre, betonte, dass die Existenz von sozialen Ungleichheiten und sogar expliziten „Klassenunterschieden“ „in der ersten Phase des Sozialismus“ geradezu „unumgänglich“ sei (Rutkevič 1986: 21). Deshalb rekurrierte dieser Autor in seiner Beschreibung der gesellschaftlichen Grundstruktur in der Phase des „entwickelten Sozialismus [razvityj socializm]“ auf das marxistischleninistische Konzept der sozialen Klassen. Vladimir Lenins (1919/1971: 410) oft zitierter Definition zufolge handele es sich dabei um „große Menschengruppen, die sich voneinander unterscheiden nach ihrem Platz in einem geschichtlich bestimmten System der gesellschaftlichen Produktion, nach ihrem (größtenteils in Gesetzen fixierten und formulierten) Verhältnis zu den Produktionsmitteln, nach ihrer Rolle in der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit und folglich nach der Art der Erlangung und der Größe des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum, über den sie verfügen“.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Mrowczynski, R. (2010). Gesellschaftsstruktur des „entwickelten Sozialismus“. In: Im Netz der Hierarchien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92156-3_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92156-3_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16960-6
Online ISBN: 978-3-531-92156-3
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