Zusammenfassung
Nach der Massachusetts-Entscheidung im November 2003 setzte eine Auseinandersetzung über die Frage nach der Definition von Ehe ein, die vor allem in der medialen Öffentlichkeit ausgetragen wurde. In Anlehnung an die Wissenssoziologie von Peter L. Berger und Thomas Luckmann könnte man sagen, dass die Institution Familie mit ihrer „eigenen“ Wirklichkeit, wie sie in den USA vornehmlich in Form eines traditionellen Familienbildes antizipiert wurde (und durchaus noch immer wird), den Menschen durch die richterliche Anordnung nicht mehr als äußeres, als zwingendes Faktum gegenübersteht (vgl. Berger/Luckmann 1997: 62) und daher neu („wieder einmal im als solchen verstandenen ursprünglichen Sinne“ oder auch „neu im Sinne einer Institution, die sich gewandelt hat“) legitimiert bzw. erst einmal objektiviert werden soll und muss. Die Institution Familie, darin eingebunden die Ehe, bereits seit Jahren auf rhetorischer Ebene dem Untergang geweiht, wird neu verhandelt, und zwar von Befürwortern und Gegnern der gleichgeschlechtlichen Ehe – ein Prozess, in dem nicht Alltagswissen auf übersituative Dauer gestellt werden soll, sondern das Wissen über eine Institution, die als grundlegender Baustein der Gesellschaft gilt. Im Folgenden wird der soziologische Weg dieser Rekonstruktion vorgestellt. Es geht um die Klärung der Frage, wie diese Rekonstruktion und die damit verbundenen „sprachlichen Ereignisse“ theoretisch eingebettet und praktisch handhabbar gemacht werden können. Dazu werden zwei Argumentationsschritte herangezogen: Die theoretische Einordnung im ersten Teil dieses Kapitels dient zur Klärung der Grundlagen der wissenssoziologischen Diskursanalyse und der in dieser Arbeit vorgenommenen Schwerpunktsetzung. Im zweiten Teil wird die Brücke zur amerikanischen Debatte geschlagen, um schließlich forschungsleitende Fragestellungen zu formulieren. Die Darlegung der praktischen Umsetzung erfolgt in Kapitel 5.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Zimmermann, C. (2010). Zur gesellschaftlichen (Re-)Konstruktion familialer Wirklichkeit: Theoretische Verortung. In: Familie als Konfliktfeld im amerikanischen Kulturkampf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92154-9_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92154-9_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16980-4
Online ISBN: 978-3-531-92154-9
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