Zusammenfassung
Zwangsheiraten, Ehrenmorde, kriminelle türkische Jugendbanden und scheinbar sinnlose Gewaltausbrüche französischer Jugendlicher mit Migrationshintergrund in den Banlieues: Vor allem muslimische Einwandererkreise werden mit diesen Phänomenen in Verbindung gebracht. Auf dem Prüfstand steht der Zusammenhang von Gewalt und patriarchaler Männlichkeit. Die Deutungen beschränken sich weitgehend auf die Interpretation, dass muslimische Migranten eine ‘Macho- Männlichkeit’ auslebten, die auf eine religiöse oder südländisch-ethnische Identität, auf Kulturkonflikte und patriarchale Familienstrukturen zurückgeführt wird (vgl. zum Beispiel Ates 2005; Kelek 2006; Pfeiffer/Wetzels 2000). Im Gegensatz dazu werden einheimische Geschlechterverhältnisse als modern und gleichberechtigt beschrieben. Diese Konstruktionen sind Resultat einer Migrationsdebatte, die das Geschlechterverhältnis zu einem zentralen Bereich machte um eine ‘ethnische Semantik’ zu konstruieren und die Kulturdifferenz zu untermauern (vgl. Lutz/Huth-Hildebrandt 1998: 163). Nicht nur das Verhältnis von Männern und Frauen, sondern die gesamte Migrantenfamilie steht im Fokus der Aufmerksamkeit.
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Literatur
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Spindler, S. (2010). Eine andere Seite männlicher Gewalt Männlichkeit und Herkunft als Orientierung und Falle. In: Riegel, C., Geisen, T. (eds) Jugend, Zugehörigkeit und Migration. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92145-7_15
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