Zusammenfassung
Wenn Klassenlage und Organisationsstruktur als getrennte Welten gehandelt werden, so gibt dies Anlass zu fragen, welche inhaltlichen Gründe für die kausale Unabhängigkeit beider Determinanten sprechen könnten. Dass es diese Gründe gibt, möchte ich in zwei Schritten zeigen. Zunächst werde ich unter Rückgriff auf organisationssoziologische Befunde darlegen, dass die Wirkungsweisen beider Mechanismen vorrangig auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sind (Abschnitt 5.1). Wie groß z. B. eine Organisation ist bzw. welches Rekrutierungssystem sie kennzeichnet, ist weitgehend unabhängig davon, welche Klassenlage ihre Beschäftigten aufweisen. In Abschnitt 5.2 werde ich plausibel machen, dass auch die Verteilungsfolgen beider Mechanismen unabhängig voneinander hervorgerufen werden. Aus diesen Befunden leite ich die These ab, dass Organisationen Lebenschancen quer zu den Klassenlagen verteilen. Zwar tragen Organisationen, wie Goldthorpe und Wright betonen, aufgrund der Hierarchisierung der beruflichen Positionen zur Konstitution der Klassenstruktur bei. Dennoch ruft die strukturelle Varianz von Arbeitsorganisationen eigenständige Effekte auf individuelle Lebenschancen hervor, die nicht auf die Hierarchisierung der beruflichen Positionen zurückführbar sind. Anders gesagt: Sowohl Klassen als auch Organisationsstrukturen beeinflussen die Verteilung von Lebenschancen, beide jedoch aufgrund anderer Ursachen, aber mit vergleichbaren Folgen für die Gesellschaftsmitglieder.
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Lengfeld, H. (2010). Strukturelle Unabhängigkeit. In: Klasse – Organisation – soziale Ungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92144-0_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92144-0_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16965-1
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