Zusammenfassung
Vor einigen Jahren fand in der Zeitschrift „Acta Sociologica“ eine bemerkenswerte Debatte über die Neuausrichtung der Klassenanalyse statt. Der Auslöser war ein Beitrag von David Grusky und Kim Weeden, der mit einem im Kern recht einfachen Argument aufwartete. Die Autoren konstatierten, dass die Klassenlage des Einzelnen gegen Ende des 20. Jahrhunderts empirisch offensichtlich recht wenig Einfluss auf soziale Einstellungen, Lebensstile, kollektives Verhalten, Mobilität oder Einkommenshöhe habe (Grusky/Weeden 2002). Dies liege aber weniger am sozialen Wandel der westlichen Industriegesellschaften hin zu postmodernen Gesellschaften, in denen, wie einige Kritiker des Klassenkonzepts einwenden, strukturelle Positionen im Erwerbssystem keine zuverlässigen Prädiktoren objektiver Lebenschancen und kultureller Lebenslagen mehr seien (vgl. statt anderer Beck 2000; Kingston 2000; Pakulski/Waters 1996). Vielmehr sind die verwendeten Klassenkonzepte, egal ob neomarxistisch oder weberianisch, zu hoch aggregiert, um Phänomene der Vergemeinschaftung von Menschen mit gleichen strukturellen Lebensbedingungen zu erfassen. Dies könne, so Grusky und Weeden weiter, nur gelingen, wenn man das Klassenschema „deaggregiere“: Anstatt eine Vielzahl von einander mehr oder weniger ähnlichen Berufen zu abstrakten Klassen zusammenzufassen, sei es für viele Fragestellungen sinnvoller, auf der Ebene einzelner Berufe anzusetzen.
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Lengfeld, H. (2010). Ein kombiniertes Klassen-Organisationsschema. In: Klasse – Organisation – soziale Ungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92144-0_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92144-0_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16965-1
Online ISBN: 978-3-531-92144-0
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