Zusammenfassung
Möchte man etwas über die Welt und die Menschen in der Welt erfahren, muss man seinen Schreibtisch verlassen, hinaus gehen und die Menschen in ihrem Alltag beobachten und begleiten. Dies könnte man als die zentrale – wenn auch etwas vereinfachte – Position ethnographischer Forschung benennen. FeldforscherInnen grenzen sich aus diesem Grund immer wieder scharf von »Schreibtischtätern« oder, um einen Begriff von Roland Girtler zu verwenden, von »Verandasoziologen« ab (vgl. Girtler 2004, S. 9 ff.). Der Prozess der Feldforschung ist damit der Kern ethnographischer Forschung und wird klassischerweise in unterschiedliche Phasen unterteilt: »Zuerst kommt das Stadium der Initiation oder der Re-Sozialisation; hier versucht der Feldforscher, sich in den Arten von Beziehungen zu engagieren, die es ihm erlauben, seine Feldarbeit durchzuführen – diejenige Periode, in der er und seine Gastgeber die verschiedenen Arten von Rollen ausarbeiten oder entwickeln, die sie und er spielen werden. Als zweites folgt das Stadium, in dem der Feldforscher, der nun eine Anzahl von Beziehungen aufgebaut hat, in der Lage ist, sich auf seine Feldforschung zu konzentrieren. Danach kommt, drittens, das Post-Feld- Stadium, wo der Forscher seinen Abschlussbericht schreibt und versucht, wieder bei seinen eigenen Leuten Schritt zu fassen und sich zu readaptieren« (Wax 1979, S. 69).
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Literatur
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Schoneville, H. (2010). An ein Zelt lässt sich nicht gut anklopfen. In: Heinzel, F., Thole, W., Cloos, P., Köngeter, S. (eds) „Auf unsicherem Terrain“. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92138-9_7
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