Zusammenfassung
Es gibt keine Unternehmung, in deren Namen nicht ein Opfer dargebracht werden könnte. Zugleich kann so gut wie alles – Gegenstände, Tiere, Menschen, Götter – geopfert werden. Es existiert jedoch ein gemeinsamer Nenner in der Vielfalt möglicher Opferpraxen. Vor dem Hintergrund des bisher Gesagten lautet die im Folgenden vertretene These, dass sich eine spezifische Logik des religiösen Opferns soziologisch rekonstruieren lässt, indem es auf die Logik sich entgrenzender Gewalt bezogen wird. Zunächst bleibt festzuhalten, dass das Opfer von seiner religiösen Dimension nicht zu trennen ist. Was das Opfer für die Soziologie allgemein interessant werden lässt, so Durkheim, ist der Umstand, dass „man hier in der elementarsten Form, die heute bekannt ist, alle Hauptprinzipien einer großen religiösen Institution findet“, die auch dazu berufen war, „eine der Grundlagen des positiven Kults in den höheren Religionen zu werden“. Das Opfer als Quelle des religiösen Lebens spielt eine zentrale Rolle innerhalb des Prozesses der Gemeinschaftsbildung und bildet in seiner institutionalisierten Form die soziale Ressource für die notwendige periodische Erneuerung der dem zeitlichen Verfall ausgesetzten sozialen Bande. Die religiöse Vitalisierung sozialer Kollektivkräfte ist allerdings überaus riskant, denn dem Opfer ist eine nur schwer zu kontrollierende Dimension inhärent – von Zeit zu Zeit, so fährt Durkheim in seiner Analyse fort, erreicht das „rituelle Leben […] eine Art Raserei“.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Vollmer, T. (2009). Das religiöse Opfer. In: Das Heilige und das Opfer. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92101-3_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92101-3_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17120-3
Online ISBN: 978-3-531-92101-3
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