Zusammenfassung
Der Begriff Wohlfahrtsstaat bezeichnet die verbindliche Regelung der sozialen Sicherheit durch Staat, Verbände, Betriebe sowie Verwandtschafts- und familiäre Systeme. Seine Funktion ist es, gegen die – vom Individuum nicht zu vertretenden – Risiken der modernen Industriegesellschaft, also Alter, Invalidität, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Pflege, zu schützen und auf diese Weise über den Lebenslauf hinweg ein regelmäßiges Einkommen zu sichern. Der Wohlfahrtsstaat basiert auf einer großen Solidargemeinschaft und wird in Deutschland vorwiegend über die gesetzliche Sozialversicherung organisiert. Daher wird der Fall auch oft als „Sozialversicherungsstaat“ (Riedmüller/Olk 1994) bezeichnet. Damit wird gleichzeitig signalisiert, dass über das typische Beitragsprinzip nur eine reduzierte Umverteilung und normative Beanspruchung vorliegen (Offe 1990) und darüber hinaus die Interventionsmedien Recht und Geld dominieren, bzw. umgekehrt betrachtet Organisation im Sinne sozialer Dienstleistungen nur nachrangig, also subsidiär, angeboten werden (Schmid 2002).
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Schmid, J. (2011). Soziale Dienste und die Zukunft des Wohlfahrtsstaates. In: Evers, A., Heinze, R.G., Olk, T. (eds) Handbuch Soziale Dienste. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92091-7_6
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