Zusammenfassung
Gesellschaft ist von Vielfalt geprägt, dennoch ist diese nicht unbedingt immer erwünscht und wird gar positiv gesehen. Das Konzept diversity steht dafür, die Vielfalt der Menschen und ihre Unterschiede als Normalität und Ressource zu begreifen. Diversity sieht Vielfalt und Differenz als Stärke, die ökonomisch und sozial positive Effekte hervorruft. Gut verankert ist diversity als Strategie eines „Managing Diversity“ in personalpolitischer und programmatischer Hinsicht in Wirtschaftsorganisationen (vgl. Vinz 2008, S. 36f.). Vielfalt innerhalb eines Unternehmens und der „richtige“ Umgang damit wurde als in ökonomischer Hinsicht Erfolg versprechend für das Unternehmen entdeckt. Auch die Pädagogik hat den Ansatz aufgegriffen und diskutiert Übertragbarkeit, Möglichkeiten und Grenzen einer solchen Sichtweise auf Vielfalt. Ist es möglich, Differenzen in den Mittelpunkt zu stellen und dennoch für Gleichheit einzustehen? Inwiefern müssen wir einen pädagogischen Ansatz, der von Problemlagen ausgeht, überdenken, wenn der Fokus verstärkt auf den Ressourcen liegt? Damit steht auch die interkulturelle Pädagogik vor neuen Herausforderungen: Ihr geht es zwar, ebenso wie dem diversity-Ansatz, um Anerkennung von Vielfalt, jedoch weist der Blick auf Vielfalt als Ressource, die gesellschaftliche Entwicklung fördert, darüber hinaus (vgl. Nestvogel 2008, S. 26). Während also die interkulturelle Pädagogik eher aus der Defensive heraus für Toleranz und Anerkennung von Unterschieden wirbt, argumentiert diversity offensiv und stellt die Vielfalt von Unterschieden in den Mittelpunkt. Gemeinsam ist beiden Ansätzen ihre Differenzfreundlichkeit. Dies birgt auch einige Probleme, die im Folgenden genauer beleuchtet werden.
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Spindler, S. (2011). Im Spannungsfeld von Differenz und Ungleichheit: Diversity in der Jugendarbeit. In: Allemann-Ghionda, C., Bukow, WD. (eds) Orte der Diversität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92087-0_8
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