Zusammenfassung
Es wäre wohl kaum übertrieben, den 1927 auf dem Gebiet des österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaates geborenen Luckmann als ‚multi-kulturellen‘ Sozialtheoretiker zu bezeichnen. Das zeigen schon die äußeren Daten seiner Biographie: mütterlicherseits österreichischer und väterlicherseits slowenischer Abstammung wächst Luckmann zweisprachig auf. Sein akademischer Weg führt ihn über Wien und Innsbruck in die USA, wo er 1951 an die berühmte New School for Social Research gelangt – derjenigen Institution, an die während der Nazidiktatur die intellektuelle Elite Deutschlands floh und die „University in Exile“ gegründet hatte. Sie ist in den 50er Jahren eines der produktivsten Auffangbecken für die vertriebene europäische Intelligenz. Hier lehrt der wegen seiner jüdischen Herkunft aus Wien emigrierte Alfred Schütz. Bei ihm und bei Karl Löwith, Albert Salomon sowie Carl Mayer studiert Luckmann und erlangt 1953 den Magister in Philosophie, drei Jahre später den Ph.D. in Soziologie. Überaus folgenreich sollte die Begegnung mit Peter Berger sein, den Luckmann an der New School kennen lernte. Nach Professuren am Hobart College, Geneva, und an der New School wechselt er Mitte der 60er Jahre auf einen Lehrstuhl nach Frankfurt a. M. – mitten im Brennpunkt geistiger Auseinandersetzungen. Trotz mehrfacher Angebote in die USA zurückzukehren, nimmt Luckmann 1970 einen Ruf an die neu gegründete Universität Konstanz an, wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 lehrt und forscht und deren Soziologie er nachhaltig prägt.
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Literatur von Thomas Luckmann
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Schnettler, B. (2011). Thomas Luckmann: Kultur zwischen Konstitution, Konstruktion und Kommunikation. In: Moebius, S., Quadflieg, D. (eds) Kultur. Theorien der Gegenwart. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92056-6_18
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