Zusammenfassung
Verhältnisse zwischen (weiblichem) Geschlecht und Behinderung werden systematisch reflektiert und untersucht im Rahmen der „Frauenforschung in der Behindertenpädagogik“. Diese entstand Ende der 1970er Jahre im Zuge der Frauenbewegung und der feministischen Frauenforschung sowie auf der Basis der „Kritik der Sonderpädagogik“ der 1970er Jahre (vgl. Abé u.a. 1973, Jantzen 1974) und entwickelte sich weiter im Laufe der 1980er und 1990er Jahre (vgl. zusammenfassend Schildmann/Bretländer 2000). Untersucht wurde das Verhältnis zwischen Geschlecht und Behinderung zunächst überwiegend auf der konkreten Ebene sozialer Probleme. Dabei standen die soziale Lage behinderter Frauen (vgl. Schildmann 1983, Ewinkel u.a. 1985) und die besondere Situation der Sonderschülerinnen bzw. die Sozialisation behinderter Mädchen (vgl. Prengel 1984, Schildmann 1985) im Mittelpunkt des Interesses. Aber auch die Geschlechterspezifik der an der Behindertenpädagogik beteiligten Berufsgruppen (insbesondere Sonderschullehrer/ innen, vgl. Rohr 1984) und die Probleme von Müttern behinderter Kinder (vgl. Jonas 1990) wurden von Anfang an in den Untersuchungskanon aufgenommen. Im Anschluss an die Initiativphase der Frauenforschung in der Behindertenpädagogik (ca. 1978-1988) kam es vor allem in den 1990er Jahren zu einer inhaltlichen Ausdifferenzierung und Etablierung des Fachgebietes (ca. 1988-1996), nicht zuletzt beeinflusst durch die Gründung der bundesweiten Netzwerke behinderter Frauen (vgl. Schopmans/Scherer 1995) und durch Fachtagungen für behinderte und nichtbehinderte Frauen bzw.
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Literatur
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Schildmann, U. (2010). Behinderung. In: Becker, R., Kortendiek, B. (eds) Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92041-2_76
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