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Zusammenfassung

Die Studien in diesem Band sollen den Beitrag deutlich machen, den die Herrschaftssoziologie Max Webers zur Deutung und Erklärung des Faschismus leisten kann. Ein solches Vorhaben ist alles andere als selbstverständlich. Denn wenn in der Vergangenheit der Name des deutschen Soziologen in diesem Zusammenhang fiel, geschah dies allzu oft in der Form von Anklagen. Der Philosoph Karl Löwith etwa, der noch als Student in München den Vortrag über „Wissenschaft als Beruf“ hörte und keinen Zweifel daran ließ, dass Weber, hätte er 1933 noch erlebt, „gegenüber der schnöden Gleichschaltung der deutschen Professoren standhaft geblieben (wäre), und zwar bis zum Äußersten“, warf ihm doch zu Beginn des Zweiten Weltkriegs vor, mit seiner Lehre von der irrationalen charismatischen Führerschaft und seiner dezisionistischen Einstellung „den Weg zum autoritären und diktatorischen Führerstaat positiv gebahnt“ zu haben. Von marxistischer Seite aus formulierte Georg Lukács, mit Weber vor dem Ersten Weltkrieg in regem Austausch, ein ähnlich vernichtendes Urteil. Bei Weber schlage die Demokratie um in einen „bonapartistischen Cäsarismus“, der in seiner „entfalteten präfaschistischen oder gar faschistischen Form“ seinem Werk auch dann zuzurechnen sei, wenn er ihn persönlich abgelehnt hätte. Nicht anders sah es Wolfgang J. Mommsen in seiner bis heute maßgebenden Studie über Weber und die deutsche Politik, die in ihrer ersten Auflage in dem Satz kulminierte, „daß Webers Lehre von der charismatischen Führerherrschaft, verbunden mit ihrer radikalen Formalisierung des Sinns der demokratischen Institutionen, ihren Teil dazu beigetragen hat, das deutsche Volk zur Akklamation der Führerstellung Adolf Hitlers innerlich willig zu machen“ Auch Ernst Nolte, der dem zunächst entgegenhielt, dass der historische Ort Webers eher bei der Alternative zum Faschismus zu finden sei – der ‚bürgerlichen oder europäischen Synthese‘ – relativierte diesen Gedanken im Zuge einer zweiten Überlegung, die in Webers skeptischer Sicht des Rationalisierungsprozesses eine Schwäche ausmachte, welche in ihrem Ausgangspunkt – dem lebensphilosophischen Irrationalismus – „eine unübersehbare Verwandtschaft mit einem der wichtigsten Keime der faschistischen Konzeption“ aufweise. Noltes Vorschlag, den Kernsatz von Mommsens Befund leicht zu modifizieren, fand dessen Zustimmung. In der zweiten Auflage lautete die Formulierung: „… das deutsche Volk zur Akklamation eines Führers, und insofern auch Adolf Hitlers, innerlich willig zu machen“.

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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

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BACH, M., BREUER, S. (2010). Einleitung. In: FASCHISMUS ALS BEWEGUNG UND REGIME. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92030-6_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92030-6_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-17369-6

  • Online ISBN: 978-3-531-92030-6

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