Skip to main content

Delinquenz älterer Menschen: Deskriptive und normative Perspektiven

  • Chapter
Handbuch Soziale Arbeit und Alter

Zusammenfassung

Mit „Altern“ ist weithin die Vorstellung von nachlassenden Kräften und eingeschränkten Möglichkeiten, kurz: von Verlusten verbunden; das Bild, das wir uns im Alltag vom Alter machen (Filipp/Mayer 1999), ist nicht immer freundlich. Die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne hat seit zwei Dekaden versucht, dieses Bild zu ergänzen und teilweise zu korrigieren – mit einigem Erfolg. Zwar ist, wie Baltes (1996) konzediert, auch dies eine „Hoffnung mit Trauerflor“, aber die Perspektive hat sich deutlich zugunsten eines widerstandsfähigen, vielfach auch aktiven Alterns gewandelt (Greve/Staudinger 2006). Damit freilich geraten auch solche Aktivitäten älterer Menschen verstärkt in den Blick, die weniger erwünscht sind als Ehrenämter, aktives Großelternengagement oder berufliche Tätigkeiten über die konventionellen Ruhestandsgrenzen hinaus. Auch wenn spektakuläre Fälle wie die in Teilen der Presse so genannte „Opa-Bande“ (drei Männer im Alter von 64, 73 und 74 Jahren, die zwischen 1988 und 2004 zwölf Banküberfälle mit einer Beute von insgesamt 1,3 Mio. Euro begangen hatten) gewiss selbst auf lange Sicht extreme Ausnahmen bleiben werden: delinquentes Verhalten Älterer dürfte (ebenso wie die Bedrohung Älterer durch Kriminalität und Gewalt) vor dem Hintergrund des demografischen Wandels an Bedeutung gewinnen (Greve 2000). Selbst wenn sich die Relationen jüngerer zu älteren Delinquenten (mit einer traditionell starken Unterrepräsentation Älterer; s. u.) nicht verändern, werden die absoluten Zahlen erwartbar zunehmen, und es ist nicht auszuschließen, dass sich mit einer Veränderung der soziodemografischen Relationen auch die Kriminalitätsrelation verändert. Obwohl grundsätzliche Fragen nicht von numerischen Größenordnungen abhängen, werden damit auch Fragen drängender, ob der Strafvollzug adäquat auf alte Menschen reagieren kann, ob ein eigenständiges „Altersstrafrecht“ erforderlich ist oder ob eine auf alte Täter/-innen abgestimmte Kriminalprävention entwickelt werden muss. Vor allem aber wird die Bedeutung von über justizielle Reaktionen hinausgehenden Präventions- und Interventionsmöglichkeiten wachsen, und damit die Notwendigkeit differenzierter Erklärungen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Ausgewählte Literatur

  • Feldmeyer, Ben/Steffensmeier, Darrell (2007): Elder crime patterns and current trends, 1980–2004. In: Research on Aging. 29. Jg. H. 4/2007: 297–322

    Article  Google Scholar 

  • Greve, Werner/Mößle, Regine (Hrsg.) (2007): Ältere Menschen im Strafvollzug. Kriminalpädagogische Praxis. (Themenheft) 35

    Google Scholar 

  • Kreuzer, Arthur/Hürlimann, Michael (1992): Alte Menschen als Täter und Opfer: Alterskriminologie und humane Kriminalpolitik gegenüber alten Menschen. Freiburg: Lambertus

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Kirsten Aner Ute Karl

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH

About this chapter

Cite this chapter

Görgen, T., Greve, W., Hüneke, A. (2010). Delinquenz älterer Menschen: Deskriptive und normative Perspektiven. In: Aner, K., Karl, U. (eds) Handbuch Soziale Arbeit und Alter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92004-7_33

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92004-7_33

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15560-9

  • Online ISBN: 978-3-531-92004-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics