Zusammenfassung
Dieser Beitrag basiert auf einem Verständnis von Gerontopsychiatrie, das über eine medizinische Begriffsdefinition hinausweist. So befasst sich die Gerontopsychiatrie zwar als medizinische Wissenschaft und als ärztliche Profession mit der Erforschung, Diagnose, Behandlung und Prävention von mentalen Krankheiten alter Menschen. Doch wird dabei – ungeachtet vehementer Kritik – z. B. seitens der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie (DGGPP) – der Gegenstand „psychische Krankheit“ noch allzu selbstverständlich entsprechend einer medizinisch-naturwissenschaftlichen Grundlage physiologisch erklärt und behandelt, womit der betroffene Mensch auf einen Träger von gestörten physiologischen Körperprozessen reduziert wird. Das Subjekt und sein Erleben findet als Untersuchungsgegenüber kaum Interesse. Nach wie vor wird ihm lediglich der Status eines „Objekts“ medizinischer „Maßnahmen“ zugebilligt. Dieser (inhumanen) Verkürzung wird hier widersprochen. Ferner wird „Gerontopsychiatrie“ auch nicht auf einen konkreten Ort (beispielsweise einer Klinik) reduziert, also auf einen klinischen Ort, in der sich das Zusammenwirken von der Erfahrung der Medizin (Forschung) und von der Behandlung der Patienten ereignet. Gerontopsychiatrie wird vielmehr als ein sozial-kulturelles Ordnungsmuster begriffen, das als Antwort auf soziale Fragen entstanden ist (z. B.: Was tun mit den alten, traurigen, verwirrten, multimorbiden, störenden und/oder leidenden Menschen?) und folglich ein Resultat des Zusammenspiels von gesellschaftlichem Bedarf und Ressourcen darstellt (vgl. Dörr 2005).
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Ausgewählte Literatur
BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) (2002a): Risiken, Lebensqualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Berücksichtigung demenzieller Erkrankungen. Vierter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland. Berlin: Eigenverlag
Gutzmann Hans/Hirsch, Rolf D./Teising, Martin/Kortus, Rainer (Hrsg.) (2002). Die Gerontopsychiatrie und ihre Nachbardisziplinen. Band 3. Berlin u. a.: Chudeck Druck
Helmchen, Hanfried/Kanowski, Siegfried (2001): Gerontopsychiatrie in Deutschland. Gegenwärtige Entwicklung und zukünftige Anforderungen. In: Deutsches Zentrum für Altersfragen (Hrsg.) (2001c): Expertisen zum Dritten Altenbericht der Bundesregierung. Band 4. Wiesbaden: VS: 11–111
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Dörr, M. (2010). Soziale (Alten-)Arbeit in der Gerontopsychiatrie. In: Aner, K., Karl, U. (eds) Handbuch Soziale Arbeit und Alter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92004-7_15
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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