Zusammenfassung
Das Interesse an familiensoziologischer Forschung zu kinderlosen Partnerschaften hat in den vergangenen Jahren aufgrund anhaltend niedriger Geburtenziffern zwar deutlich zugenommen, Untersuchungen, die sich explizit mit dem Geschlechterarrangement kinderloser Paare in Bezug auf die innerfamiliale Arbeitsteilung beschäftigen und dabei zwischen Paaren mit Kinderwunsch und solchen ohne Kinderwunsch unterscheiden, sind jedoch weiterhin selten. Der nachfolgende Beitrag greift diese Problematik auf und prüft, ob speziell gewollt kinderlose Paarbeziehungen ein gewandeltes, stärker egalitäres Geschlechterarrangement praktizieren, oder ob selbst in vergleichsweise enttraditionalisierten Lebensformen wie der kinderlosen Doppel-Karriere-Partnerschaft eine Geschlechtstypik fortexistiert, welche die häuslichen Alltagslasten weiterhin ungleich auf Männer und Frauen verteilt. Zu diesem Zweck werden sowohl handlungs- als auch rollentheoretische Erklärungsansätze der innerfamilialen Arbeitsteilung herangezogen. Neben den häufig in diesem Kontext analysierten vermeintlichen Einflussfaktoren wie Alter, Bildung, Erwerbsstatus, Einkommen, Qualifikationsniveau der Herkunftsfamilie, Beziehungsdauer und Geschlechterrollenideologie gehen seltener berücksichtigte Aspekte wie Art und Dauer vorangegangener Paarbeziehungen, Altersunterschied zwischen den Partnern, Zufriedenheit mit der Partnerschaft und Zeitpunkt der gemeinsamen Haushaltsgründung in die Untersuchung ein. Ziel ist es hierbei, den Einfluss aktueller Beziehungscharakteristika sowie vorangegangener Partnerschaftserfahrungen und -verläufe auf das Geschlechterarrangement im Haushalt kinderloser Paare zu bestimmen.
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Langfeldt, B. (2008). Unterschiede und Determinanten der häuslichen Arbeitsteilung von kinderlosen Paaren mit und ohne Kinderwunsch. In: Bien, W., Marbach, J.H. (eds) Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale Netzwerke. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91980-5_3
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