Adolf W. Diesterweg benutzte den Begriff ‘Socialpädagogik’ 1849/50 in seinem Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrerals Terminus für Schriften, die pädagogische Hilfemaßnahmen zur Abhelfung materieller und sittlicher Not Einzelner, Gruppen oder Klassen. Der Begriff tauchte jedoch schon früher, erstmals in den schulpädagogischen Schriften von Karl August Mager 1844, auf. Mager (1810-58) erweiterte den Begriff der Pädagogik um das ‘Sociale’, weil er der Ansicht war, dass deren Wissenschaft weiter gefasst und auch das Staatspolitische und Kollektive, wie bei Platon und Aristoteles, darin aufgehoben sein müsse. „Ihm zufolge ist Sozialpädagogik die dialektisch-generische Vermittlung von Individualpädagogik mit Staats- bzw. Kollektivpädagogik. (…) Erst Sozialpädagogik bildet die gesellschaftliche Synthese von Individualität und Sozialität.“2 Mager schwebte damit – so Carsten MÜLLER – eine selbstregierte (‘selfgovernment’) Gesellschaftsordnung vor, in der Individualität und Sozialität vermittelt sind.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Critchley, S.: Eine Vertiefung der ethischen Sprache und Methode: Lévinas‘ „Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht“. In: Dtsch. Z. Philos. 42(1994), S. 643–651.
Dollinger, B.: Sozialpädagogische Theorie zwischen Analyse und Zeitdiagnose. In: Widersprüche 108(2008), S. 31–42.
Esterbauer, R.: Transzendenz-„Relations“. Zum Transzendenzbezug in der Philosophie Emmanuel Lévinas’. Wien 1997.
Gamm, G.: Die Vertiefung des Selbst oder das Ende der Dialektik. In: Ders.: Nicht nichts. Studien zu einer Semantik des Unbestimmten. Frankfurt/Main 2000, S. 42–57.
Gamm, G.: Vertrauen haben. In einer Welt voller Überraschungen. In: Museumskunde. Hg. v. Deutschen Museumsbund. Band 72 1(2007), S. 47–55.
Gürtler, S.: Elementare Ethik. Alterität, Generativität und Geschlechterverhältnis bei Emmanuel Lévinas. München 2001.
Honneth, A.: Das Andere der Gerechtigkeit. Habermas und die ethische Herausforderung der Postmoderne. In: Dtsch. Z. Philos. 42(1994), S. 195–220.
Kessl, F.: Soziale Arbeit als Regierung – eine machtanalytische Perspektive. In: Susanne Weber, Susanne Maurer (Hrsg.): Gouvernementalität und Erziehungswissenschaft. Wissen – Macht – Transformation. Wiesbaden 2006, S. 63–99.
Lévinas, E.: Über die Intersubjektivität. Anmerkungen zu Merleau-Ponty. In: Alexandre Métraux; Bernhard Waldenfels (Hg.): Leibhaftige Vernunft. Spuren von Merleau-Pontys Denken. München 1986, S. 48–55.
Lévinas, E.: Totalität und Unendlichkeit. Versuch über die Exteriorität. (TU). München 1987
Lévinas, E.: Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht. (JDS). Freiburg/München ²1998.
Lingelbach, K. Chr.: Die Aufgabe der Erziehung in der weltweiten Strukturkrise des Kapitalismus. Zur Entwicklung eines interdisziplinär ansetzenden Konzepts sozial wissenschaftlicher Pädagogik durch Paul Tillich, Carl Mennicke und Hans Weil am Frankfurter Pädagogischen Universitätsseminar 1930–1933. In: Micha Brumlik, Benjamin Ortmeyer (Hrsg.): Erziehungswissenschaft und Pädagogik in Frankfurt – eine Geschichte in Portraits. Frankfurt/M. 2006, S. 13–28.
Mgw VIII, 171.
Müller, C.: Sozialpädagogik als Erziehung zur Demokratie. Die ’Postmoderne’ als Chance zur Wiederentdeckung einer vergessenen sozialpädagogischen Theorie. Manuskript vom Vortrag in Emden am 22.11.2002, S. 1–14.
Natorp, P.: Sozialpädagogik. Theorie der Willensbildung auf der Grundlage der Gemeinschaft. Paderborn 1974 (1921).
Niemeyer: Paul Natorp (1854–1924): Der vergessenste aller Sozialpädagogen. In: Ders.: Klassiker der Sozialpädagogik. Einführung in die Theoriegeschichte einer Wissenschaft. Weinheim/München 1998, S. 79–100.
Rödel, B.: Überlegungen zum Verhältnis von Sozialpädagogik und der Idee des Diskurses. (www.aikido-schule.de/download/spunddiskurs.doc, Abruf am 15.07.08)
Schmidt, H.-L.: Theorien der Sozialpädagogik. Rheinstetten 1981.
Schnabl, Chr.: Gerecht sorgen. Grundlagen einer sozialethischen Theorie der Fürsorge. Fribourg 2005.
Thole, W.: Hinweise zur Theoriegeschichte der sozialpädagogischen Idee. In: Ders. (Hrsg.): Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch. Opladen 2002, S. 26–37.
Weber, E.: Verfolgung und Trauma. Zu Emmanuel Lévinas’ Autrement qu' être ou audelá de l'essence. Wien 1990.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Dungs, S. (2009). Der Überschuss der Sozialität. Alteritätsethische Revisionen der sozialpädagogischen Grundlegungen von Gemeinschaft bei Paul Natorp und Carl Mennicke. In: Mührel, E., Birgmeier, B. (eds) Theorien der Sozialpädagogik – ein Theorie-Dilemma?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91970-6_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91970-6_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16128-0
Online ISBN: 978-3-531-91970-6
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)