Soziale Arbeit zeichnete sich bisher durch einen hohen Eigensinn aus, der sie ein Fremdkörper der traditionellen Arbeitsgesellschaft und einige Jahrzehnte lang auch ein Sozialraum für eine gesellschaftliche Gegenkultur sein ließ. Als „Agentur der bewussten Synthetisierung sozialer Systeme und Prozesse“ stand sie diesen selbst in gewissem Maße „objektivierend und äußerlich“ gegenüber (Offe 1983, 48). Verortet zwischen einer wirtschaftlich zweckrationalen Tauschbeziehung und einer solidarischen Hilfebeziehung blieb das Handeln von Fachkräften auf ungewissen Entscheidungsprämissen gegründet, ohne eindeutigen Orientierungsrahmen im Hinblick darauf, was bedarfsgerecht und nützlich sei. Diese Distanz zur Gesellschaft, sowohl sozial-ökonomisch wie auch kognitiv und normativ, war aber gleichzeitig die Voraussetzung dafür, dass sie zum sozialen Entstehungsort von Werten und Einstellungen wurde, welche „die Arbeitsgesellschaft und ihre Rationalitätskriterien (Leistung, Produktivität, Wachstum) herausfordern und zugunsten materialer, qualitativer und humanistischer Wertmaßstäbe infrage“ stellen konnte (Offe 1983, 48).
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Nauerth, M. (2009). Fallverstehen als Grundlage der Vorbereitung und nachträglichen Begründung sozialpädagogischer Hilfe. In: Mührel, E., Birgmeier, B. (eds) Theorien der Sozialpädagogik – ein Theorie-Dilemma?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91970-6_12
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