Zusammenfassung
Als vor gut 40 Jahren zur Zeit der Babyboomkinder die Diskussion über die Bildungskatastrophe begann, gab es ein klares Krisenbild: Kinder aus ländlichen Gebieten, Arbeiterkinder oder allgemein Kinder aus Familien mit geringer Bildungsneigung, darunter insbesondere die Mädchen, waren benachteiligt. Hier sollten Bildungsreserven zum Wohle der einzelnen Kinder und für eine bessere wirtschaftliche Entwicklung erschlossen werden. 1970, im ersten Bildungsbericht der sozial-liberalen Koalition (Unterschrift Willy Brandt), wurde schon damals eine Vorschule für Dreijährige, eine frühere Einschulung und Abitur mit 17 Jahren gefordert. Wir wissen, dass es im Anschluss an diese Debatte zu einer beachtlichen quantitativen Expansion der Bildungsteilnahme und auch der Bildungsausgaben kam. Dennoch waren gut 30 Jahre später die guten Vorsätze nicht umgesetzt. Deutschland wurde nach den PISA-Studien zu einem Land der Bildungsungleichheit, insbesondere die Ungleichheit unter den Migrantenkindern war besonders hoch. Die Ausbildungszeiten waren nach wie vor viel zu lang. Bildungsbemühungen starteten zu spät. Das Dreiklassenschulsystem begünstigte Kinder hoch qualifizierter Eltern und schaffte es nicht, die Ungleichheit der Bildungschancen entscheidend zu verringern. Besonders krass sind nach wie vor die Ungleichheiten für die akademische Ausbildung. Es hat sich nicht bewahrheitet, dass Studiengeldfreiheit gleichheitsfördernd ist. Sicher wurde dadurch jedoch eine lange Studiendauer begünstigt, was wiederum die Familiengründung verzögert. Es bleibt die ernüchternde Einsicht: Das deutsche Bildungssystem fördert Ungleichheit oder verringert sie zu wenig, geht noch immer verschwenderisch mit der Zeit der Kinder und Jugendlichen um, führt zu häufig zu Versagen und vorzeitigem Ausstieg aus dem Bildungssystem, benachteiligt die Kinder von Migranten oder fördert sie zu wenig. Bestätigt wird die fast weltweite Erfahrung, dass die Schulergebnisse der Jungen deutlich schlechter sind als die der Mäd chen. (56 % der Abiturienten sind weiblich. 62 % der Schulabgänger ohne Abschluss sind männlich.)
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© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Schultebraucks-Burgkart, G. (2010). Eine gute Schule. In: Pfeiffer, U. (eds) Eine neosoziale Zukunft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91932-4_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91932-4_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-17043-5
Online ISBN: 978-3-531-91932-4
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