Zusammenfassung
Der Begriff Jugend bezeichnet mehr als eine reine Altersspanne. Vielmehr beinhaltet sein Bedeutungshof auch das Vorhandensein eines gesonderten und in sich charakteristischen Lebensabschnitts zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Diese Existenz einer eigenwertigen biografischen Phase, Jugend genannt, hat bestimmte Voraussetzungen, die gesellschaftlicher, historischer und auch pädagogisch-theoretischer Natur sind. In den Gesellschaften des europäischen Mittelalters etwa fehlten diese Voraussetzungen. Kinder erwarben im Rahmen einer starren Ständegesellschaft durch das Zusammenleben mit Erwachsenen die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten eines späteren Erwachsenenlebens und wurden dann als Erwachsene betrachtet, wenn ihre Physis und ihr zugewiesener sozialer Status hinreichend entwickelt waren. Die gesellschaftlichen Strukturen dieser traditionellen Gesellschaft benötigten für ihre Reproduktion keine Jugendphase und unterstützten deren Ausbildung auch nicht. Altershomogene Lebensräume (wie heute die Schule) als Basis eines gesonderten Jugendlebens fehlten; das ›Ganze Haus‹ (als Vorform der Familie) integrierte noch die Sphären von Arbeit, Leben und informeller Wissensvermittlung und repräsentierte in seinem funktionalen und hierarchischen Aufbau mit dem Hausvater an der Spitze die gesamtgesellschaftliche Ordnung. Somit konnten Kinder mit ihrem informell im sozialen Nahraum erworbenen Wissens- und Erfahrungsreservoire direkt ins Erwachsenenalter wechseln (Ariès 2003).
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Literatur
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Friedrichs, H., Sander, U. (2010). Die Verschränkung von Jugendkulturen und digitalen Medienwelten. In: Hugger, KU. (eds) Digitale Jugendkulturen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91908-9_2
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