Zusammenfassung
Mit dem Entscheid vom 29. November 2006 des vorsitzenden Richters Stefan Drees über die Einstellung des sogenannten „Mannesmann“-Verfahrens gegen die Zahlung von 5,8 Millionen Euro geht der spektakulärste Wirtschaftsprozess in der Deutschen Geschichte zu Ende. Und damit auch eine fast vierjährige Phase in der Geschichte der Deutschen Bank, welche von überaus starken Personalisierungseffekten in der massenmedialen Öffentlichkeit geprägt war. Josef Ackermann, Vorstandssprecher und Vorsitzender des Chief Executive Committees der Deutschen Bank, stand als Mit-Angeklagter die längste Zeit und insbesondere nach seinem ungeschickten und mittlerweile berühmt gewordenen ‚Victory‘- Zeichen im Mittelpunkt des Prozesses. Damit handelte er der Deutschen Bank ein massives Reputationsproblem ein und manövrierte deren Kommunikationsverantwortliche in ein Dilemma. Während Personalisierungsstrategien die öffentliche Darstellung einer Organisation auf die Kompetenz und Sympathie einer Person abstützen, drohte im Falle der Deutschen Bank die angeschlagene Personalreputation die Organisationsreputation zu unterwandern. Gleichzeitig konnte Ackermann nicht einfach aus dem öffentlichen Scheinwerferlicht genommen werden, denn der institutionelle Ablauf des Gerichtsprozesses entzog sich weitgehend dem Einfluss der Deutschen Bank, sorgte aber gleichzeitig für eine anhaltend negative, hohe mediale Präsenz.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Brosius, Hans-Bernd/Eps, Peter: Verändern Schlüsselereignisse journalistische Selektionskriterien? Framing am Beispiel der Berichterstattung über Anschläge gegen Ausländer und Asylanten. In: Rundfunk und Fernsehen 41. 1993/94. 512-530.
Eisenegger, Mark (2005): Reputation in der Mediengesellschaft, Konstitution – Issues Monitoring – Issues Management. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Eisenegger, Mark/Vonwil, Matthias: Die Wirtschaft im Bann der Öffentlichkeit. Ursachen und empirische Evidenzen für die erhöhte öffentliche Exponiertheit ökonomischer Organisationen seit den 90er Jahren. In: Medienwissenschaft Schweiz. 2/2004. 80-89.
Imhof, Kurt (1993): Vermessene Öffentlichkeit – vermessene Forschung? Vorstellung eines Projekts. In: Ders./Kleger/Romano (1993): 11-60.
Imhof, Kurt/Kleger, Heinz/Romano, Gaetano (Hrsg.) (1993): Zwischen Konflikt und Konkordanz. Analyse von Medienereignissen in der Schweiz der Vor- und Zwischenkriegszeit. Reihe: Krise und Sozialer Wandel, Bd. 1. Zürich: Seismo.
Imhof, Kurt: Moral: Das Geschäft mit der Wiederherstellung von Vertrauen. Funktionen der Moralisierung in der Mediengesellschaft. In: risikovoice. 4/2002. 1-12.
Imhof, Kurt/Blum, Roger/Bonfadelli, Heinz/Jarren, Otfried (Hrsg.) (2004): Mediengesellschaft: Strukturen, Merkmale, Entwicklungsdynamiken. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Mast, Claudia (2003): Wirtschaftsjournalismus. Grundlagen und neue Konzepte für die Presse. Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Quiring, Oliver (2004): Wirtschaftsberichterstattung und Wahlen. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH.
Tobler, Stefan (2004): Aufstieg und Fall der New Economy. Zur Medialisierung der Börsenarena. In: Imhof/Blum/Bonfadelli/Jarren (2004): 231-261.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2010 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Vonwil, M. (2010). Ackermann und die Deutschen – Die Geschichte eines großen Missverständnisses. In: Eisenegger, M., Wehmeier, S. (eds) Personalisierung der Organisationskommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91904-1_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91904-1_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16023-8
Online ISBN: 978-3-531-91904-1
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)