Zusammenfassung
Eine Biographie oder Autobiographie – jedenfalls eine Lebensgeschichte – zu schreiben, setzt nach landläufiger Meinung voraus, dass das Subjekt dieser Biographie ein Leben gelebt hat – nicht notwendig vollendet –, aber doch zurückblicken kann auf viele Jahre, die angefüllt sind mit Erfahrungen und Erlebnissen, die es wert sind, einem Lesepublikum dargeboten zu werden. Denn anders als das private Tagebuch, das vor allem der Selbstvergewisserung dient, richten sich Biographien an Leser. Wenn heute auch 20- oder 30-Jährige ihre Lebensgeschichte schreiben (oder geschrieben bekommen), dürfte das vor allem den kurzfristigen Vermarktungsinteressen der Medien geschuldet sein, die den Bekanntheitsgrad von Stars und Sternchen ökonomisch optimal verwerten möchten. Denn im Zentrum von Biographien steht ja eher das Leben von bekannten oder „wichtigen“ Menschen, von Politikern und Künstlern, erfolgreichen Unternehmern oder anderen Personen des öffentlichen Lebens, eben von Prominenten oder auch – als mediale Verfallsform – den so genannten „Promis“. Über die „einfachen Leute“, über „Menschen wie du und ich“ wird selten eine Biographie geschrieben, weil sie vermeintlich nichts Wichtiges zu erzählen haben (und davon meist auch selbst überzeugt sind). Allenfalls treten sie als Zeitzeugen eines bedeutenden historischen Ereignisses auf.
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Vollbrecht, R. (2009). Der medienbiographische Ansatz in der Altersmedienforschung. In: Schorb, B., Hartung, A., Reißmann, W. (eds) Medien und höheres Lebensalter. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91900-3_2
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