Nichteheliche Lebensgemeinschaften (NEL)1 sind historisch betrachtet nicht neu. Obwohl die Ehe bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die dominierende Lebensform war, gab es vor allem in den unterbürgerlichen Gruppen immer wieder unverheiratete Paare, die aus pragmatischen Gründen eine „wilde Ehe“ bevorzugten oder denen eine Legalisierung ihrer Partnerschaft nicht möglich war. So konnten z.B. Ehefrauen von Soldaten, die dauerhaft räumlich von ihrer Familie getrennt waren, oft nicht auf die Rückkehr ihrer Ehemänner warten. Diese Frauen gingen in Abwesenheit ihrer Männer nichteheliche Lebensgemeinschaften ein, die ihnen die ökonomischen Bedingungen boten, um für sich und ihre Kinder zu sorgen. Darüber hinaus waren vom 16. bis ins 19. Jahrhundert verschiedene Bevölkerungsgruppen wie Studenten, Soldaten, Gesellen oder Dienstboten vom Recht, eine Ehe nach eigener Wahl zu schließen, ausgeschlossen. Dies lag vor allem daran, dass Gemeinden seit dem 18. Jahrhundert – angesichts der fortschreitenden Verarmung der Bevölkerung – an die Heiratserlaubnis strenge Auflagen knüpften. Heiratswillige mussten z.B. nachweisen, dass ihre Vermögenslage die Versorgung einer Familie ermöglichte. Auch für den Fall, dass eine Ehe durch Ehebruch geschieden wurde, war eine erneute Eheschließung rechtlich restriktiv gehandhabt. Geschiedene sollten grundsätzlich diejenige Person, mit der sie den Ehebruch begangen hatten, nicht heiraten dürfen (vgl. Möhle 1999).
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Lois, D. (2009). Einleitung, Problemstellung und Aufbau der Arbeit. In: Lebensstile und Entwicklungspfade nichtehelicher Lebensgemeinschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91846-4_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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