Zusammenfassung
Die Bedeutung des kindlichen Geschlechts für die Bildung, Erziehung und Betreuung in der Frühpädagogik ist in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt und unter verschiedenen Gesichtspunkten thematisiert worden. Den verschiedenen institutionellen Betreuungsformen für Kinder ab dem vollendeten zweiten oder dritten Lebensjahr bis zum Übergang in die Grundschule, die hier als ȎKindergarten“7 bezeichnet werden, kommt eine sensible Rolle zu, da sie die Altersspanne betreffen, in der sich die Geschlechtsidentität und die Übernahme kulturell bedingter Geschlechterrollen in eigene Verhaltensweisen entwickeln und festigen. Was dies für die pädagogische Praxis in Kindergärten bedeutet, wurde vielfach diskutiert und interpretiert, gleichwohl bislang nur eingeschränkt empirisch abgesichert. Es scheint die Annahme bzw. Befürchtung zu bestehen, dass die existierenden Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen zu problematischen Situationen im pädagogischen Handeln führen, die in der Folge mit Benachteiligungen für das eine oder andere Geschlecht verbunden seien. Diesen (potenziellen) Benachteiligungen sollte dann möglichst früh Ȏprophylaktisch“ durch (empirisch wenig gesicherte) Maßnahmen entgegengetreten werden. In der Diskussion werden oftmals die Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern betont; damit rückt das Gros an Gemeinsamkeiten tendenziell in den Hintergrund. Angesichts der tatsächlich bestehenden Übereinstimmungen von Mädchen und Jungen in ihren Kompetenzen und Verhaltensweisen besteht die Gefahr, dass die ȎDifferenzen-Perspektive“ den Blick auf die Individualität eines Kindes verstellt und eher stereotype (Neu-)Zuschreibungen befördert werden. Damit besteht eine wichtige pädagogische Aufgabe darin, möglicherweise übertriebene Befürchtungen und Benachteiligungsängste zu problematisieren, ȎÜberzogenes“ von ȎBegründetem“ zu trennen, die Individualität des einzelnen Kindes zu berücksichtigen und entsprechend pädagogisch zu handeln. Allerdings ist das empirische Wissen über durch Gender bedingte Unterschiede im Kindergarten sehr eingeschränkt und empirisch überprüfte Konzepte für die Kindergartenarbeit fehlen weitgehend.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.. (2009). Geschlechterdifferenzen im Kindergarten. In: Geschlechterdifferenzen im Bildungssystem. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91835-8_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91835-8_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16463-2
Online ISBN: 978-3-531-91835-8
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