Auszug
In Veröffentlichungen national und international bedeutender Organisationen wird Bildung als Investition in Fähigkeiten und Kenntnisse von Menschen betrachtet, die zur Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, zur persönlichen Weiterentwicklung und zur Verringerung sozialer Ungleichheiten beitragen kann (vgl. z.B. OECD 2000, S. 5). Daher ist es naheliegend, Maßnahmen zu ergreifen, die die Erfüllung dieses Anspruchs überprüfen und sicherstellen helfen. Eine dieser Maßnahmen ist die Bildungsstatistik. Ihre Bedeutung lässt sich beispielhaft an der Proklamation der, Deutschen Bildungskatastrophe’ durch Georg Picht (1964) deutlich machen. Er stellte folgende Prognose auf: Im Jahr 1961 wurden ca. 8,7 Mio. Schüler von etwa 260.000 Lehrern unterrichtet. Für das Jahr 1970 waren da mals etwa 11,2 Mio. Schüler zu erwarten. Wer — so fragte Picht — konnte diese Schüler unterrichten? Etwa die Hälfte der 1961 beschäftigten Lehrer würden bis 1970 das Pensionsalter erreichen. Um allein die Lehrer-Schüler Relation von 1961 beizubehalten, müssten bis 1970 ca. 191.000 Lehrer eingestellt werden. Woher sollten sie kommen? Nach der damaligen Statistik war mit ca. 50.000 Abiturienten pro Jahr zu rechnen. Von diesen würden erfahrungsgemäß 90% eine Universität besuchen, von denen wiederum ca. 30% ihr Studium abbrechen würden. Bis 1970 war daher mit etwa 315.000 Hochschulabgängern zu rechnen. Bei Beibehaltung der als pädagogisch wenig wünschenswert angesehenen Lehrer-Schüler Relation müssten von diesen Personen etwa 60% Lehrer werden, um den genannten Bedarf decken zu können. Picht fragte, ob denn die verbleibenden 40% Hochschul abgänger ausreichten, um den für ein wirtschaftliches Wachstum notwendigen Bedarf an Ärzten, Ingenieuren, Volks- und Betriebswirtschaftlern, Chemikern usw. zu decken.
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Eckert, T. (2009). Bildungsstatistik. In: Tippelt, R., Schmidt, B. (eds) Handbuch Bildungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91831-0_31
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