Auszug
Paradoxe Operationen zeichnen sich dadurch aus, dass die Bedingung ihrer Möglichkeit zugleich die Bedingung ihrer Unmöglichkeit darstellt. In diesem Verständnis scheint es wenig Sinn zu machen, von Journalismussystemen in (nationalen) Gesellschaften zu sprechen und sich gleichzeitig Journalismus als System der Weltgesellschaft vorzustellen. Traditionell werden denn auch beide Systemkonstellationen als gegenseitige Ausschließungsbedingungen verhandelt: Wer Journalismus national geerdet sieht, kann für gewöhnlich mit einer Anwendung des Weltgesellschaftsbegriffs auf journalistische bzw. öffentliche Kommunikation nichts anfangen. Umgekehrt aber gilt auch: Journalismus als integralen Bestandteil der Weltgesellschaft zu modellieren, verstellt nicht selten den Blick dafür, dass Journalismus eben nicht jeden Tag über Ereignisse von Weltrang berichtet, sondern eben auch über Krisen, Katastrophen, Konflikte, die jenseits des eigenen Verbreitungsgebietes kaum jemanden interessieren. Beiden Beobachtungsoptionen liegen hierbei Systemverständnisse zugrunde, deren raumzeitliche Konnotierungen (Strukturen) zum einen in seltenen Fällen mitreflektiert werden und die zum anderen der paradoxen Verfasstheit der modernen Gesellschaft auch nicht angemessen sind. Paradoxien oder Paradoxie-Anmutungen passen in diesem Verständnis — gleich welchen Beobachterstandpunkt man wählen mag — nicht auf Zustandsbeschreibung eines Handlungs- und Kommunikationszusammenhanges, sondern auf die dynamischen Prozesse, die diesen — von Moment zu Moment — konstituieren. Nicht Systeme sind demnach paradox, sondern eventuell ihre Operationen in Abhängigkeit von deren Beobachtung.
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Görke, A. (2008). Die Gleichzeitigkeit des Verschiedenen. In: Pörksen, B., Loosen, W., Scholl, A. (eds) Paradoxien des Journalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91816-7_15
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