Auszug
Politischen Journalismus gibt es, seit Medien existieren, die journalistisch produziert werden. Die frühen Zeitungen im 17. und 18. Jahrhundert berichteten neutral und relativ distanziert über Politik, namentlich über außenpolitische Ereignisse wie Kriege, Friedensschlüsse, Thronfolgen oder herrschaftliche Maßnahmen, hingegen sparsamer oder zumindest dürrer über die Innenpolitik, da Zensur herrschte. Als dann die bürgerlichen Revolutionen in Amerika und Frankreich die Pressefreiheit verankerten, kam der politische Journalismus par excellence auf, und zwar ein kämpferischer, parteiischer, ideologischer Journalismus. Dieser politische Journalismus der Frühzeit war stark verbunden mit der politischen Macht — zur Zeit der Zensur, weil die Regenten über die Inhalte der Medien bestimmten, zur Zeit der Revolutionen, weil politisch Engagierte mit ihren Zeitungen für den Erhalt oder für die Eroberung politischer Macht stritten. Eric Neveu bezeichnet diese Phasen zwar erst als Proto-Journalismus, als die Ära der Publizisten, weil Journalismus noch kein eigenständiger Beruf war und weil die politischen Journalisten Politiker waren: „In mobilising, denouncing and lampooning, the publicist’s speech is that of a militant using the press“ (Neveu 2002: 27). Eric Neveu setzt den Beginn des politischen Journalismus auf die Mitte des 19. Jahrhunderts an, auf jene Periode, als die Verankerung der Pressefreiheit konsolidiert war und als der Journalismus als Beruf von politischen und literarischen Aktivitäten getrennt wurde (vgl. auch Zimmermann 2006). Wann auch immer man von politischem Journalismus zu sprechen beginnt, er war — auch wenn die beruflichen Aktivitäten getrennt waren — machtnah (vgl. z. B. Martin 1997: 96 f.).
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Blum, R. (2008). Die bissigen Schoßhunde. In: Pörksen, B., Loosen, W., Scholl, A. (eds) Paradoxien des Journalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91816-7_13
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