Auszug
Welche Bedeutung der Familie für die politische Sozialisation der nachwachsenden Generation zukommt, ist eine in der sozialwissenschaftlichen Forschung häufig untersuchte und dabei nach wie vor umstrittene Frage (vgl. die Überblicke bei Geißler 1996; Hopf/Hopf 1997). Als höchst bedeutsam für den Erhalt bzw. den Charakter der politischen Ordnung wird die Familie einerseits von konservativen Staatstheoretikern des 19. Jahrhunderts wie Wilhelm Riehl, auf der anderen Seite des politischen Spektrums aber auch von den Vertretern der Kritischen Theorie betrachtet. Diese Auffassung geht Hand in Hand mit der Überzeugung, dass entscheidende Weichenstellungen hinsichtlich der für das politische Denken und Handeln ausschlaggebenden Grundorientierungen schon in der Kindheit erfolgen. Das wiederum wird von anderen bestritten, die der Adoleszenz größere Bedeutung beimessen oder sogar davon ausgehen, dass erst im Erwachsenenleben die wesentlichen Lernprozesse stattfinden. Die einschlägige empirische Forschung hat allerdings — bei aller Lückenhaftigkeit — doch zahlreiche Belege dafür erbringen könnnen, dass die Familie sowohl für das Entstehen bestimmter politischer Einstellungen (Parteipräferenzen, Dispositionen zur Teilnahme am politischen Leben) als auch für das Entstehen ‚vorpolitischer‘ Orientierungen (Autoritarismus, Konventionalismus etc.) und entsprechender Persönlichkeitsmerkmale (Selbstvertrauen, Konfliktfähigkeit, Ambiguitätstoleranz etc.) eine wesentliche Rolle spielt (vgl. Geißler 1996: 56ff.).
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Literatur
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Kluchert, G., Loeffelmeier, R. (2009). Der Erfolg des Scheiterns und das Scheitern des Erfolgs. Die Bedeutung der Familie für die politische Sozialisation: Potsdam 1957. In: Ecarius, J., Groppe, C., Malmede, H. (eds) Familie und öffentliche Erziehung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91814-3_13
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