Auszug
Die Sorge um Kinder und Jugendliche ist heute im öffentliche Bewusstsein permanent präsent: Ob im Kontext spektakuläre Fälle von Jugendkriminalität bis hin zum Tod von Kindern durch Misshandlung der Eltern, oder im Kontext der demographischen Entwicklung und der Frage nach einer „kinderfreundlichen Stadt“ — öffentliche Sorge um Kinder und Jugendliche ist über die Medien allgegenwärtig. Die gesellschaftliche Sorge um Kinder und Jugendliche hat eine lange Tradition. Eine ihrer Wurzeln — die Sorge um Waisenkinder — lässt sich bis weit ins Mittelalter zurückverfolgen. Die Entstehung einer „öffentlichen“ Sorge im engeren Sinn wird man aber im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts suchen müssen, da hier die rechtlichen Möglichkeiten für eine öffentliche (Ersatz-)Erziehung entstanden sind. Öffentliche Jugendfürsorge, ihre Maßnahmen und Institutionen standen aber auch immer wieder in der öffentlichen Kritik. Von der „Krise der Fürsorgeerziehung“ um 1930 über die „Heimkampagne“ der 70er Jahre bis zur Klage über das „Versagen der Jugendhilfe“ anlässlich des Todes von Kindern in den letzten Jahren, steht die öffentliche Wahrnehmung im Spannungsverhältnis von Sorge um die Jugend und der Kritik an der Institution der Jugendfürsorge.
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Siegner, G. (2009). Öffentliche Sorge für Jugendliche — Kritik der öffentlichen Jugendfürsorge. Historische Schlaglichter und aktuelle Entwicklung eines produktiven Diskurses. In: Helsper, W., Hillbrandt, C., Schwarz, T. (eds) Schule und Bildung im Wandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91812-9_6
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