Auszug
Der Pazifismus ist als Lehre und als Bewegung ein Phänomen der abendländischen Moderne. Mit Hilfe massenwirksamer Aktionen werden Chancen genutzt und Probleme wahrgenommen. Beide Komponenten, der Lehr- und der Bewegungscharakter, stellen nicht nur für Geschichtswissenschaft, Soziologie und Politologie ein interessantes Aufgabenfeld der Analyse dar. In besonderer Weise bedarf es philosophischer Bemühungen um eine Klärung von Begriffs- und Methodenverständnis, die Licht in die Heterogenität des Phänomens bringen könnte: Denn nach wie vor gelten höchst widersprüchliche Positionen als „Pazifismus“. Der Streit um die Frage, wer sich zu Recht oder zu Unrecht Pazifist nennt, gehört zum Phänomen untrennbar dazu. Wo einander die Zugehörigkeit nicht streitig gemacht wird, dort sucht man der Heterogenität mit einer Subdifferenzierung in positiv und negativ, radikal und gemäßigt, aktiv und organisatorisch usw. Herr zu werden. Obgleich auf diese Weise an der gemeinsamen Dachbezeichnung „Pazifismus“ festgehalten werden kann, führt eine solche Art der Kategorisierung unweigerlich zu Widersprüchen, die dem Anliegen der Bewegung, den Frieden mit dem urdemokratischen Instrument der „levée en masse“ zu fördern, zu sichern oder zu erzwingen, abträglich ist. Die vorliegende Studie macht es sich zur Aufgabe, die realen Chancen politischer Wirksamkeit aus dem komplizierten Ineinander von theorie- und methodengeleitetem Selbstverständnis und einer Plausibilität herauszuarbeiten, die sich dem außenstehenden Beobachter darstellen.
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Wichtige Literatur zum Pazifismus
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Literatur zur Methodik
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Röttgers, Kurt (2002), Kategorien der Sozialphilosophie, SOPHIST (Sozialphilosophische Studien), Berlin.
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(2008). Einleitung. In: Pazifismus als Diskurs. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91785-6_1
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