Auszug
Den Ausdruck „Institution“ sucht man in Max Webers Grundbegriffen vergeblich. Auch in den Großtheorien der zurückliegenden Jahrzehnte und in der aktuellen Theoriediskussion steht er nicht im Mittelpunkt. Man findet ihn momentan eher bei Theorien mittlerer Reichweite. In dem aus den Wirtschaftswissenschaften stammenden Ansatz der neuen institutionellen Ökonomie interessieren Institutionen primär als Interessen und Entscheidungen der Marktakteure beeinflussende Instanzen. Als ein Gegenprogramm dazu kann der Neo-Institutionalismus gelesen werden, dem es gerade um eine Kritik des rationalistischen Vorurteils in der Analyse von Institutionen geht (Hasse/Krücken 2005). Legitimations- und Effizienzerfordernisse sind nicht deckungsgleich und die in Organisationen entwickelten formal-rationalen Strukturen dienten der Erzielung von Legitimität und weniger zur möglichst effizienten Problembearbeitung. In beiden Ansätzen, insbesondere im letzten, wird intensiv auf Weber Bezug genommen, allerdings mit unterschiedlichem Ergebnis: Die von der institutionellen Ökonomie betonten rationalen Aspekte von Institutionen werden vom Neo-Institutionalismus als Rationalitätsfiktion „entlarvt“. Von der aktuellen Theoriediskussion erhält man keine und von den Middle-Range-Theorien widersprüchliche Hinweise und Anregungen für den Institutionenbegriff. Dass sich über ihn Webers Soziologie entfalten lässt, soll im Folgenden dargelegt werden. Wichtige Grundbegriffe, Sinn/Ideen - Ordnung - Organisation, lassen sich mit ihm entwickeln und um ihn gruppieren. In einem ersten Schritt wird das Ordnungsals Institutionalisierungsproblem entfaltet (1), in einem zweiten das Verhältnis von Institutionen und Organisationen bestimmt (2). Das Zusammenwirken von institutionellen Wert- und Leistungsbezügen steht im dritten Abschnitt (3), zwischeninstitutionelle Konflikte (4) und die Dominanz bestimmter Institutionen (5) in weiteren Abschnitten im Mittelpunkt. Zum Schluss wird der Zusammenhang von Institutionenanalyse und Professionsstatus der Soziologie erläutert (6).
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Schwinn, T. (2009). Institutionenanalyse und Makrosoziologie nach Max Weber. In: Stachura, M., Bienfait, A., Albert, G., Sigmund, S. (eds) Der Sinn der Institutionen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91781-8_2
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