Zusammenfassung
Soziale Arbeit als wissenschaftliche Theorie und Praxis, wie sie sich insbesondere in den Gesellschaften des Nordens entwickelt hat, ist ein Produkt der Differenzierung und Spezialisierung, der Verwissenschaftlichung und der Säkularisierung moderner Gesellschaften. In scheinbarer Selbstverständlichkeit einer Definition als Wissenschaft hat das „Helfen“ sich dabei als „Soziale Arbeit“ Theorien und Methoden gegeben und gründet sich auf Vorstellungen, die sich aus der Modernisierung der Gesellschaft und einem professionellen Entwurf des Hilfesystems als Dienstleistung ergeben. Doch ist die Frage berechtigt, inwieweit diese Theorien universell und für andere Kulturen, so vor allem die Kulturen des Südens, tragfähig sind. Soziale Arbeit wurde auch als Export in jene Länder ausgeweitet, die im Kontext der Kolonisation dem Norden einverleibt wurden. Inzwischen hat sich vor allem in Lateinamerika im Kontext der Befreiungstheologie und der Befreiungspädagogik eine eigenständige Debatte entfaltet, die auch nach einer eigenständigen Sozialen Arbeit fragt. Dabei wurden insbesondere die Arbeiten von Paulo Freire von Bedeutung (Knauth/Schröder 1998). Weniger bekannt ist allerdings, dass es ähnliche Debatten auch in Afrika gab (Rehklau/Lutz 2006 und 2007). Diese Entwicklungen in der Sozialen Arbeit des Südens lassen sich unter dem Begriff „Indigenisation“ zusammen führen.
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Rehklau, C., Lutz, R. (2009). Partnerschaft oder Kolonisation? Thesen zum Verhältnis des Nordens zur Sozialarbeit des Südens. In: Wagner, L., Lutz, R. (eds) Internationale Perspektiven Sozialer Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91760-3_3
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