Zusammenfassung
In empirischen Studien der Frauen-und Geschlechterforschung zeigt sich, dass die Berufsorientierung junger Frauen besonders komplex und eingebettet in ihre private Lebensplanung stattfindet. Bislang lagen zum Zusammenhang von Berufsorientierung und privater Lebensplanung bei männlichen Jugendlichen nur wenige Forschungsergebnisse vor (vgl. Lemmermöhle/Nägele 1999, Fobe/Minx 1996). In den letzten Jahren ist der Kenntnisstand über Veränderungen in den Orientierungen und Lebensentwürfen von Männern insbesondere durch Ergebnisse der neueren Männerforschung erheblich ausdifferenziert worden (vgl. Connell 2000, Döge/Meuser 2001, King 2000, Helfferich/Klindworth/Kruse 2005, Volz/Zulehner 1998). Neben vielen Angleichungen zwischen den Geschlechtern wird in empirischen Jugendstudien aber noch immer belegt, „dass sich Frauen auf dem Weg in das Erwachsenenleben deutlich anders orientieren als junge Männer und dass sie bei der Verwirklichung ihrer Wünsche auf andere Widersprüche als junge Männer stoßen“ (Cornelißen et al. 2002: 357f., Gille/Sardei-Biermann 2006: 12f.). Betont wird die „verbreiterte und offenbar intensivere Auseinandersetzung mit Vereinbarkeitsthemen bei jungen Frauen sowie die stärkere Vereinseitigung auf berufliche Orientierungen bei jungen Männern“ (King 2000: 102). Mehrere Studien verweisen aber auch darauf, dass sich die Vorstellungen der jungen Frauen nicht auf die Bereiche Familie und Beruf allein beschränken, sondern auch andere Lebensformen und biographische Projekte (wie u.a. Autonomie sowie eigene Ziele jenseits von Beruf und Familie) als Formen individualisierter Lebensplanung in diesem Zusammenhang bedeutsam sind (vgl. Keddi 2003, Keddi et al. 1999, Diezinger/Rerrich 1998). Ergebnisse der 15. Shell Jugendstudie (Deutsche Shell 2006: 25) verweisen im Rahmen relativ stabiler Wertorientierungen der Jugendlichen auf ein vermehrtes Streben nach persönlicher Unabhängigkeit und Individualität. Die Befunde der neuen Brigitte-Studie (Allmendinger/ Puschmann/Helbig 2008) „Frauen auf dem Sprung“ zeigen selbstbewusste junge Frauen, die Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen wollen. 85 Prozent der befragten Frauen ist es wichtig, finanziell unabhängig zu sein, womit sie auch eine größere Unabhängigkeit von männlichen Rollenerwartungen verbinden.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Rosowski, E. (2009). Berufsorientierung im Kontext von Lebensplanung. Welche Rolle spielt das Geschlecht?. In: Abitur und was dann?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91750-4_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91750-4_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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