Seit seinen Anfängen wird dem Fernsehen eine überragende Bedeutung für die politische Informationsvermittlung zugeschrieben, was sowohl mit Hoffnungen als auch Befürchtungen verbunden war. Diese Bedeutungszuschreibung findet in Deutschland ihren Ausdruck auch in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und damit in der gesamten organisatorischen Entwicklung des Fernsehens. In der Literatur über politische Kommunikation wird die herausragende Stellung des Fernsehens als „Leitmedium“ (Schulz 2008: 236-239) mit einer Fülle von Argumenten begründet. Dazu gehören z. B. die große Reichweite des Mediums, die Erreichbarkeit auch politisch wenig interessierter Menschen durch das Fernsehen, die dem Medium zugesprochene Glaubwürdigkeit, die Möglichkeit der Themensetzung und die damit verbundenen Priming- Effekte und schließlich auch das Potenzial, Images von politischen Kandidaten beim Wähler zu prägen. Die meisten Argumente zur politischen Bedeutung des Fernsehens betreffen die Wirkungen beim Rezipienten, die mit einer Reihe von demokratietheoretischen Überlegungen, z. B. über Politikverdrossenheit (vgl. Wolling 1999), Videooder Unterhaltungsmalaise (vgl. Norris 2000: 255-278; Holtz-Bacha 1989, 1994) in Zusammenhang gebracht werden.
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Literatur
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Maurer, T. (2009). Fernsehen – als Quelle politischer Information überschätzt? Eine Bestandsaufnahme des Angebotes und der Nutzung des „politischen Leitmediums“. In: Marcinkowski, F., Pfetsch, B. (eds) Politik in der Mediendemokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91728-3_6
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